Nach Informationen von tagesschau.de war die Bundeswehr frühzeitig darüber informiert, dass die CIA Terrorverdächtige illegal verhaftet und verschleppt. Ein vertraulicher Report über diese Praxis soll bereits im Juli 2003 vorgelegen haben. Wie der Online-Dienst weiter berichtet, behauptet das Verteidigungsministerium, der Report sei inzwischen verloren gegangen. Zum Inhalt des Papiers wollte das Ministerium keine Stellung nehmen.
Der Report beschreibt nach Angaben von tagesschau.de den Fall der so genannten "Algerian Six". Die sechs Männer waren von zwei bosnischen Gerichten vom Verdacht des Terrorismus freigesprochen worden, dennoch verschleppte die CIA die Männer im Januar 2002 ins US-Gefangenenlager Guantanamo. Ein deutscher Hauptmann sah sich die Gerichtsakten eineinhalb Jahre später an und verfertigte einen Report. Darin schreibt der Offizier, es bestehe der Verdacht, "dass zumindest einigen der Sechs Unrecht widerfahren ist". Die Festnahmen seien eventuell ungerechtfertigt, die Deportation höchst zweifelhaft. Der Report liegt dem Online-Dienst nach eigenen Angaben vor.
In "Informationskanal" gegeben
Zeugen hätten bestätigt, dass dieser Report im Juli 2003 in einen "nationalen deutschen Informationskanal" gegeben worden sei, heißt es weiter. Damit wäre die Regierung schon vor der Entführung des Libanesen Khaled al Masri über die umstrittenen Praktiken der CIA informiert gewesen. Bislang behauptet die Bundesregierung, sie habe zu diesem Zeitpunkt nichts davon gewusst.
Das Verteidigungsministerium wollte den Inhalt des Reports weder bestätigen noch dementieren. Er sei in den Archiven des Ministeriums nicht mehr auffindbar. Diese Erklärung erhielten auch die Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Bundestages. Dem Online-Bericht zufolge ist diese Erklärung nicht ohne Pikantierie: Brigadegeneral Armin Hasenpusch, der den Verteidigungsausschuss informierte, war im Juli 2003 Leiter des Zentrum Nachrichtenwesen der Bundeswehr, das die Archivierung derartiger Dokumente beaufsichtigt.