Hatte der Porsche-Chef Oliver Blume Einfluss auf den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner während der Koalitionsverhandlung der Ampel-Parteien? Das will die ZDF-Satire-Sendung "Die Anstalt" herausgefunden haben.
"Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag mit eingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", zitiert die Sendung den Porsche-Chef.
Christian Lindner dementiert
Die Aussage von Oliver Blume stammt nach Angaben eines Faktenchecks der Sendung aus der Porsche-Betriebsversammlung vom 29. Juni 2022. Belege, die diese Aussage verifizieren sollen, lägen der Redaktion vor. Das ZDF wollte sich auf Anfrage des stern, wie genau die Belege aussehen, nicht weiter äußern. Zusätzliche Brisanz erhalten die Angaben aus der ZDF-Sendung durch eine Meldung vom Freitagabend, wonach Blume Herbert Diess nach dessen überraschendem Abtritt vom 1. September an als Chef des VW-Konzerns beerben soll.
Nach Angaben des "Merkur" dementiert ein Porsche-Sprecher diesen Austausch. Den habe es so nicht gegeben.
Christian Lindner bzw. sein Team reagierten mittlerweile auf Twitter. "CLs (Christian Lindner, Anm. d. Red.) Position zu E-Fuels ist seit Jahren bekannt. Entsprechend hat er sich im Juni zum von der EU geplanten Verbrenner-Aus geäußert und innerhalb der BReg (Bundesregierung, Anm. d. Red.) gehandelt. Es gab zuvor keinerlei Kontakt mit Herrn Blume und auch keinerlei anderweitige Einflussnahme."
Auch die Volksagen Group, zu der Porsche gehört, reagierte ebenfalls auf Twitter. " Christian Lindner ist bekanntlich Porsche-Fan, das freut uns. Einen Liveticker hat es aber nicht gegeben." Dazu ein Zwinker-Smiley.
Hintergrund ist die Entscheidung der EU, dass ab 2035 nur noch emmissionsfreie Neuwagen verkauft werden sollen. Für Benziner und Diesel-Fahrzeuge wäre das das Aus – außer sie nutzen E-Fuels. Deutschland hatte darauf gedrängt, dass diese Möglichkeit in der Vereinbarung offengelassen wird. Darauf hatten sich die Bundesregierung und FDP geeinigt.
E-Fuels sind umstritten
Bei den E-Fuels handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, die meistens aus Wasser und Kohlendioxid unter großem Stromeinsatz gewonnen werden. Die Kraftstoffe weisen dabei ähnliche Eigenschaften wie Benzin oder Diesel auf. "E-Fuels sind eine Scheinlösung, sie sind ineffizient, nicht automatisch klimaneutral und werden auf absehbare Zeit teuer sowie begrenzt verfügbar bleiben", kritisiert Antje von Brook, Geschäftsführerin des BUND.
Nur wenn E-Fuels mit Ökostrom hergestellt werden, sind sie auch klimaneutral. Im Vergleich zu Diesel oder Benzin setzen sie kein neues CO2 frei.
Zweifel kommen aber vom europäischen Thinktank "Transport and Environment". Forschende haben laut "tagesschau.de" in einer Studie berechnet, dass Autos, "die zu hundert Prozent mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, über die gesamte Lebensdauer hinweg deutlich mehr CO2 emittieren als reine Elektroautos". Auch Experten halten E-Fuels und die Diskussionen darum für unsinnig.
Weitere Quelle: tagesschau.de