Trotz etlicher Fehltritte und dem vielfach kritisierten Neujahrsgruß hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weiterhin an seiner Parteikollegin Christine Lambrecht als Bundesverteidigungsministerin fest.
Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland denkt hingegen, dass Scholz sein Kabinett umbilden und Lambrecht entlassen sollte. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey für das Nachrichtenportal "T-Online" hervor.
Mehrheit will Entlassung von Christine Lambrecht
Demnach sagen 77 Prozent der Befragten, dass Lambrecht "auf jeden Fall" oder "eher" entlassen werden sollte. Nur 13 Prozent sagen "auf keinen Fall" oder "eher nein". Zehn Prozent sind unentschieden.
Der Wunsch nach einem Personalwechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums ist unter den Anhängerinnen und Anhängern der AfD am stärksten ausgeprägt (93 Prozent), gefolgt von Wählerinnen und Wählern von CDU und CSU (90 Prozent). Den geringsten Zuspruch findet die mögliche Entlassung Lambrechts unter den Menschen, die vorhaben, die SPD zu wählen (55 Prozent).
Das Verteidigungsministerium war schon häufig der Schleudersitz im Kabinett

Der CSU-Politiker trieb in seiner Amtszeit den Ausbau der Bundeswehr voran. 1962 geriet Strauß in den Sog der "Spiegel"-Affäre – einen der größten Skandale der jungen Bundesrepublik. Das Hamburger Magazin wurde wegen eines kritischen Artikels strafrechtlich verfolgt, dem Minister wurde in diesem Zusammenhang eine falsche Unterrichtung des Bundestags vorgeworfen. 1962 trat Strauß als Minister zurück.
Lambrecht war nach der Silvesternacht erneut bundesweit in die Kritik geraten, nachdem sie ein Video ins Internet gestellt hatte, in dem sie Russlands Krieg gegen die Ukraine in erster Linie mit "vielen, vielen Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen" in Verbindung brachte. Ihre Worte gingen dabei zum Teil im Lärm der Silvesterböllerei unter. Die Opposition stellte die Eignung Lambrechts als Verteidigungsministerin in Frage – nicht zuletzt, weil das Video nicht der einzige Fehltritt der SPD-Frau war (lesen Sie hier mehr dazu). Zuletzt sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am Freitag bei RTL und ntv: "Sie ist diesem Amt schlichtweg nicht gewachsen." Auch er forderte Scholz zum Handeln auf. "Es ist Aufgabe des Bundeskanzlers, hier für Klarheit zu sorgen." Scholz hat über seinen Sprecher zuletzt erneut gemacht, dass er an Lambrecht festhalten wolle.
Für die Umfrage hat Civey nach "T-Online"-Angaben zwischen dem 3. und dem 5. Januar 2023 online 5006 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Menschen befragt. Die Fehlertoleranz liegt bei 2,5 Prozent.
Quellen: "T-Online", ntv, Nachrichtenagentur DPA