Kurzer Exkurs. Gleich kommen wir schon noch zu Donald Trump.
Von Zeit zu Zeit erhält der Alt-Rocker David Gilmour höchst lukrative Angebote von ambitionierten Konzert-Veranstaltern, damit er wenigstens noch einmal in seinem Leben mit seiner legendären Gruppe Pink Floyd auf Tour geht. Gilmour lehnt die mehrere Hundert Millionen Dollar schweren Offerten regelmäßig mit dem Satz ab: The artist is not interested. Und unsereinen beschleicht dabei das Gefühl, dass es da einer im Leben wirklich zu etwas gebracht hat, wenn er mal so mir nichts dir nichts ein paar Hundert Millionen in den Wind schlägt.
Jetzt zu Donald Trump. Das heißt genauer: Zum Hotel "Vier Jahreszeiten" in Hamburg.
Die hanseatische Nobelherberge hat, wenn man einem Zeitungsbericht glauben darf, den Übernachtungswunsch des US-Präsidenten Donald Trump während der Zeit des G20-Gipfels in Hamburg abgelehnt. Schnöde? Unterkühlt? Oder kalkuliert? Das ist hier die Frage.
Donald Trump in einer Schlange verschwitzter Touristen
Auf den ersten Blick könnte man sagen: Ein Hotel, das es nicht nötig hat, einen US-Präsidenten zu beherbergen, hat es im Leben wirklich zu etwas gebracht.
"White House calling. Do you have a room for..." "Moment, wie heißt der? Trump? Not great enough!"
Man sieht sie schon, die Werbespots, die demnächst auf Youtube-Kanälen laufen. Trump, wie er sich an einer langen Schlange einer verschwitzten Reisegruppe aus - sagen wir - Herne vorbeidrängeln will und vom Portier gebeten wird, sich wieder hinten anzustellen. Der Slogan: Da könnte ja jeder kommen.
Aufwand zu groß, lohnt sich nicht
Wahrscheinlich ist die Realität aber weit subtiler als unsere Fantasie: Das Hotel "Vier Jahreszeiten" hat eine nüchterne Kosten-Nutzen-Erwägung vollzogen. Fazit: Lohnt sich nicht. Wahrscheinlich hätten komplette Hotel-Flügel tagelang vorher für die Inspektionen der CIA frei geräumt werden müssen, das Hotel wäre in eine Festung verwandelt worden. Schön ist das nicht. Sondern ziemlich lästig.

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Und der Werbenutzen mit Trump hält sich mutmaßlich für das "Vier Jahreszeiten" auch in engen Grenzen. Wer will schon wirklich dort übernachten, wo Donald Trump sein schütteres Haupthaar gebettet hat?
Um wie viel attraktiver ist die Nobel-Herberge dagegen für künftige Besucher, die von sich sagen können, endlich mal in einem Hotel übernachtet zu haben, in das nicht einmal der US-Präsident so ohne Weiteres hineinkommt.
Bleibt noch der politische Aspekt der ganzen Angelegenheit. Gibt es überhaupt einen? Vielleicht den: Ein Land, in dem man sich, wenn man es denn will, den US-Präsidenten vom Hals halten kann, hat die Gesetze der freien Marktwirtschaft wirklich verstanden.
