EU-Beiträge Merkel dealt mit Blair

Großbritanniens Wirtschaft floriert, gleichwohl besteht Tony Blair auf einen Sonderrabatt auf die britischen EU-Zahlungen. Nun wird Angela Merkel - nach Schröder, Chirac und vielen anderen - versuchen, mit dem britischen Premier zu verhandeln.

Nach ihren Antrittsbesuchen in Paris und Brüssel reist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag nach London. Ein wichtiges Thema der Gespräche mit Premierminister Tony Blair dürfte der Streit um die EU-Finanzen sein. Großbritannien, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, bemüht sich um einen Kompromiss für die Finanzplanung der Union für die Jahre 2007 bis 2013.

Nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel hatte Merkel am Mittwoch gesagt, dass die Lösung der EU- Finanzprobleme eine komplexe Materie sei. Die Suche nach einem Kompromiss dürfe nicht auf die Abschmelzung des britischen Beitragsrabatts verengt werden. "Es macht keinen Sinn, gegenseitige Feindbilder aufzubauen", sagte die Kanzlerin. Sie sprach sich für "pragmatische und tragfähige Lösungen" aus.

Merkel hält Chirac auf Distanz

Ihre erste Auslandsreise hatte Merkel zunächst nach Paris geführt, wo sie von Staatspräsident Jacques Chirac empfangen wurde. Nach dem Treffen sagte die Kanzlerin, sie habe die "tiefe Überzeugung, dass es ein freundschaftliches und intensives Verhältnis" beider Länder geben müsse. Im Gegensatz zu Chirac, der sie im Hof des Elysée-Palastes mit einem Handkuss begrüßt hatte, sprach Merkel nicht von einer "deutsch- französischen Achse". Als erstes nach Paris zu fahren, sei "kein Ritual", betonte die Kanzlerin.

Ihr Treffen mit Blair nur zwei Tage nach ihrer Amtseinführung wird als Indiz gewertet, dass Merkel das durch den Irak-Konflikt gestörte deutsch-britische Verhältnis verbessern möchte. Außerdem hoffen die Briten, Deutschland unter Angela Merkel wieder stärker an ihren engsten Verbündeten, die USA, anbinden zu können. Dass sich die Bundesregierung um bessere transatlantische Beziehungen bemühen werde, hatte Merkel nach einem Besuch bei NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am Mittwoch angekündigt.