Fliegen ist zu einem Alptraum geworden. Der Berliner Flughafen wurde am Wochenende zur Hölle für Urlauber. Warteschlangen zogen sich bis vor das Gebäude. Niemand organisierte das Chaos. Stattdessen wurden verzweifelte Fluggäste angeschnauzt. Flüge wurden verpasst. Kinder weinten. Urlauber, die nach alle den dunklen Corona-Monaten endlich in die Sonne wollten, musste umkehren und traurig und wütend den Rückzug antreten.
Vor meinem Rückflug aus Nizza erklärte der Flugkapitän über Mikrofon, dass man noch eine Stunde im Flieger auf dem Flughafen in Frankreich warten müsse. Grund sei der Berliner Flughafen, auf dem nur eine Landebahn betrieben würde. Wegen der Corona-Bestimmungen. Aha. Die Reaktion: leises Gebrummel. Man ist diesen Irrsinn inzwischen gewohnt.
Fliegen kann heute in organisierter Freiheitsberaubung enden. Niemand ist zuständig. Als Reisender ist man auf sich selber gestellt, hat keine Chance zu entkommen. Die Menschen sind eingepfercht zwischen unbesetzten Schaltern, irrsinnigen Regularien, im startbereiten Flugzeug zwischen nervösen Touristen und weinenden Kindern. Niemand kann wissen, ob es ihm beim nächsten Flug auch so ergeht.
Am Flughafen: "Wo wollen die ganzen Leute hin?"
Spötter behaupten, dass diese Szenarien mit voller Absicht geschaffen werden, um die Leute vom Fliegen abzuhalten. Wegen Klima. Sie wissen schon. Das ist natürlich Unfug. Aber den Spruch einer Sicherheitsbeamtin am drängelvollen Berliner Flughafen werde ich nicht vergessen: "Wo wollen die ganzen Leute hin? Sollen sie doch zu Hause bleiben." Besser kann man den Zeitgeist in Deutschland nicht beschreiben. Liegenbleiben statt Aufstehen. Egal statt Energie. Lockdown statt Loslegen. Ehrgeiz und Exzellenz haben ein schlechtes Image bekommen. Jemand hat Geld? Wegnehmen! Jemand hat eine Idee? Haben wir noch nie so gemacht! Jemand stellt eine Frage zu Corona? Querdenker! Jemand startet etwas Neues? Aufhören! Jemand will fliegen? Hiergeblieben!

In das ungewisse Wagnis des Fliegens stürzen sich jedenfalls nur noch Hartgesottene. Aus dem spießigen Pauschalurlaub ist ein riskantes Abenteuer geworden, bei dem es fraglich ist, ob man überhaupt am Ziel ankommt. Eigentlich hätten wir Lust auf New York. Manhattan ruft. Aber wir haben uns gerade ein Hotel im Bayerischen Wald angeschaut. Es soll dort sehr schön sein.