Fußball-Weltmeisterschaft Frostiger Empfang für Ahmadinedschad

Um den Fußball-WM-Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad ist ein Streit entbrannt. Während Innenminister Wolfgang Schäuble ein "guter Gastgeber" sein will, hält der Zentralrat der Juden den Besuch für "skandalös".

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat mit seiner Bemerkung, Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad könne zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Deutschland kommen, heftige Kritik des Zentralrates der Juden ausgelöst.

Der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, nannte dies am Wochenende skandalös. "Wenn das die Methode ist, mit der der Bundesinnenminister zukünftig mit Holocaust-Leugnern und Rassisten umgeht, dann können sich die Irvings und Mahlers entspannt zurücklehnen", sagte er. Der Buchautor David Irving war im Februar von einem Wiener Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er den Mord an sechs Millionen Juden geleugnet hatte. Der Anwalt und NPD-Mitglied Horst Mahler war an der Verteidigung von angeklagten Holocaust-Leugnern in Deutschland beteiligt.

"Mein Rat ist, wir sollten gute Gastgeber sein"

Schäuble hatte bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußballbundes in Bad Boll gesagt: "Ahmadinedschad kann natürlich zu den Spielen kommen. Mein Rat ist, wir sollten gute Gastgeber sein." Der Minister hatte wegen der anti-israelische Äußerungen des Politikers allerdings angemerkt: "Es wird nicht ganz einfach sein, weil er Sachen gesagt hat, die man nicht akzeptieren kann."

Ahmadinedschad hat international Empörung ausgelöst, weil er mehrfach den Massenmord an Millionen Juden durch die deutschen Nationalsozialisten geleugnet hat. In Deutschland wird dies mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft. Zudem hatte er Israel als einen Tumor bezeichnet, der von der Landkarte verschwinden müsse.

Kramer warf Schäuble vor, er setze mit seiner Äußerung die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aufs Spiel. Er beklagte, dass wirtschaftliche Interessen offenbar doch einen höheren Rang hätten als die Grundwerte der Verfassung und die Lehren aus der dunkelsten Stunden der Geschichte Deutschlands. Ergänzend sagte Kramer Reuters, sollte Ahmadinedschad nach Deutschland kommen, müssten auch deutsche Gesetze auf ihn angewendet werden.

Schäuble kündigte an, er werde bei einem Besuch des iranischen Politikers diesen auf seine umstrittenen Äußerungen ansprechen. Die Sport-Nachrichtenagentur SID hatte vergangene Woche den Chef des iranischen Fußballverbandes, Mohammed Ali Dadkan, mit den Worten zitiert, ein Besuch Ahmadinedschads zur Unterstützung von Irans Nationalmannschaft sei wahrscheinlich.

Ahmadinedschad muss mit Protesten rechnen

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wies darauf hin, dass Ahmadinedschad mit Protesten rechnen müsse. "Dass der Repräsentant eines Landes, das gegenüber dem jüdischen Staat zu solchen Tiraden greift und den Holocaust bestreitet, in unserem Land nicht gerade begeistert empfangen wird, versteht sich von selbst", sagte Stoiber am Rande der CSU-Klausurtagung im oberfränkischen Kloster Banz.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Ahmadinedschads Holocaust-Äußerungen als inakzeptabel bezeichnet, Forderungen nach einem WM-Ausschluss des Iran aber zurückgewiesen. Neben der Holocaust-Debatte steht der Iran derzeit auch wegen seiner Atompolitik in der Kritik. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, befürchten, die Islamische Republik strebe nach Atomwaffen. Die Führung in Teheran bestreitet dies allerdings.

Reuters
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