Gert Lindemann im Porträt Niedersachsens neuer Mann fürs Grüne

Gert Lindemann soll das Agrarland Niedersachsen aus der Krise führen. Am Mittwoch hat er sein Amt als neuer Landwirtschaftsminister in Hannover angetreten. Im Dioxin-Skandal muss er nun mit Bundesagrarministerin Aigner, die ihn einst vor die Tür setzte, eng zusammenarbeiten.

Gert Lindemann (CDU) macht schnell klar, im Agrarland Niedersachsen kann nicht alles so bleiben wie es war. Der 63-Jährige ist an diesem Mittwoch im Landtag in Hannover von der schwarz-gelben Mehrheit zum neuen Landwirtschaftsminister gewählt worden. Dabei steht er gleich vor einem ganzen Berg von Problemen und unter hohem Druck: Er muss sich als starker Mann an der Spitze beweisen. Sein Haus, das wochenlang ohne Minister dastand, geriet im Dioxin-Skandal nicht nur bundesweit in den Fokus, sondern vor allem auch wegen Informationspannen in Bedrängnis.

"Eine solche Problemlage bietet dem Neuen auch die Chance, Schwächen zu erkennen und auszuräumen", sagt Lindemann unaufgeregt und sachlich. Er kündigte in einer Reihe von Interviews Reformen bei der Futtermittelkontrolle und beim Tierschutz in der Geflügelhaltung an.

Der Streit um die Missstände bei der Haltung von Puten rückte durch die mühsame Aufarbeitung der Dioxin-Belastung in Lebensmitteln in den Hintergrund. Lindemann nennt die Verbesserung des Tierschutzes in seiner Amtszeit aber die "wichtigere Aufgabe". Vorwürfe wegen Tierschutz-Mängeln und Billiglöhnen in der Geflügelbranche hatten seine Vorgängerin und Parteifreundin Astrid Grotelüschen den Posten gekostet - sie kam aus der Geflügelindustrie.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) holte mit Lindemann einen Fachmann und Politprofi, mit langjähriger Erfahrung in der Bundespolitik und auf EU-Ebene. Auch das Ministerium in Hannover ist ihm nicht fremd. Der Jurist und Verwaltungsbeamte aus Hohenhameln im Kreis Peine hatte bereits mehr als 20 Jahre im niedersächsischen Agrarministerium gearbeitet.

Zuletzt war er Staatssekretär unter Bundesagrarministerin Ilse Aigner. Die CSU-Frau, mit der Niedersachsen wegen der Aufarbeitung des Dioxinskandals jetzt im Clinch lag, hatte ihn Anfang 2010 überraschend abgelöst. Trotzdem habe er immer noch einen direkten Draht zu Aigner und selbstverständlich auch ihre Handynummer, sagt Lindemann. "Mein Verhältnis zu Frau Aigner ist absolut entspannt."

Auch nach seinem Abschied ließ er sich noch bei ihr im Berliner Ministerium blicken. "Dann haben wir 'ne halbe Stunde geklönt, 'ne Tasse Kaffee getrunken und aktuelle agrarpolitische Dinge besprochen", erzählt Lindemann, der als geradlinig und durchsetzungsstark beschrieben wird. Den Spruch "Das haben wir immer so gemacht", wird er kaum dulden - das könnten die Geflügelhalter und auch Behördenmitarbeiter im Dioxin-Skandal rasch zu spüren bekommen.

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Monika Wendel, DPA