Glosse Warum Deutsch ins Grundgesetz soll

Da hat sich der Peter Müller politisch ganz scheen uffgedackelt, wie die Saarländer sagen: Sein Landesverband setzte auf dem CDU-Parteitag einen Antrag durch, wonach künftig im Grundgesetz stehen soll, dass Deutsch die Sprache Deutschlands ist. stern.de enthüllt die ganze Story, tschuldigung: Geschichte.

Im Saarland heißt es nicht "die Butter", sondern "der Butter". Vermutlich, weil die benachbarten Franzosen das Fett dem männlichen Geschlecht zuschreiben ("le beurre"), was kein schlechter Seitenhieb auf übergewichtige Kerle ist. Außerdem sagt der Saarländer "Fez" statt Unsinn, "Gosch" statt Mund und das harmlose Wörtchen "klar" wurde zu "klor" verballhornt. Selbst Oskar Lafontaine ist sprachlich infiziert. Im stern sprach er jüngst vom "Dibbelabbes", was kein Schimpfwort für Gerhard Schröder ist, sondern ein traditionelles Kartoffelgericht.

Herrje! Wer soll das wissen? Wer soll das verstehen? Verständlich also, dass Peter Müller, Ministerpräsident des Saarlands, seine Mannen an die Front des CDU-Parteitages schickte, um einen Antrag durchzupeitschen, wonach im Grundgesetz das Deutsche als Sprache Deutschlands festgeschrieben werden soll. Natürlich gibt es Kritikaster, die meinen, es reiche aus, dass Deutschland Deutschland heiße, die Sprache also bereits dem Namen der Nation eingeschrieben sei. Aber was verstehen diese Naivlinge schon von den Nöten des Saarlands?

Müller und Bruni

Das Saarland ist mit seinen 2568,7 Quadratkilometern Fläche ein Kümmerling unter den deutschen Bundesländern, außerdem seit Menschengedenken pleite und wirtschaftlich im Eimer. Um überhaupt Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen die Einwohner aufhören, allwei Fez mit dem Dibbelabbes zu treiben. Sie müssen Hochdeutsch lernen, in die CDU eintreten und mehr Subventionen fordern. In sprachlich einwandfreien Anträgen. Gelingt das nicht, droht dem ganzen Land der Exitus. Kanzlerin Angela Merkel könnte das Saarland samt seinem aufmüpfigen CDU-Landesverband einfach an Frankreich verkaufen. Es gibt nicht wenige Menschen in der Union, die meinen, der Staat müsse sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren - und auf seine Kerngebiete.

Müller ringt also mit dem Antrag um seine nackte Existenz. In Frankreich hätte er neben Nikolas Sarkozy und Carla Bruni nichts zu melden, vielleicht würde man ihn den Sicherheitsdienst des Louvre kommandieren lassen. Das wäre ein Zugeständnis an seine konservative Befindlichkeit. Allerdings: Es wäre ungerecht, Müller bei seinem Sprachrettungsmanöver allein egoistische Motive zu unterstellen. Sicher hatte er auch die Gesamtheit der Deutschen im Blick, die Nation, laut Grundgesetz definiert durch Flagge, Sitz der Hauptstadt ...

Heimat, wo nur?

... und, ja was eigentlich noch? Es gibt in Deutschland schöne Barockkirchen, aber nicht überall. Der Fernsehturm in Berlin ist nachts ein dolles Ding. Roland Koch würde auf die mentalitätsprägende Kraft der Rheingauer Weintrauben verweisen. Flächendeckend bekannt sind eigentlich nur H&M, McDonalds und Dieter Bohlen. Also Flagge, Hauptstadt und Bohlen? Was tun, wenn er vom Golfball erschlagen wird? Auch deshalb plädiert die CDU für das Erkennungsmerkmal deutsche Sprache. Für alle, per Gesetz. Nix mehr mit "cool", nix mehr mit "Ciao bella", nix mehr mit "Flatrate-Surfen". Aber wusste Müller eigentlich, dass in seinem Bundesland das Korean Institute of Science and Technology steht? Und das L'Institut Supérieur Franco-Allemand de Techniques, d'Economie et de Sciences? Er kann nicht überall hinreisen, aber diese Namen klingen verdächtig. Sie müssten sofort entglobalisiert und sprachgesäubert werden.

Irgendwo muss doch Heimat sein, klar. Müller kann sie in der CDU nicht mehr finden, seit dort die Modernisierung merkelt. Allwei das Gewäsch von Globalisierung und Krisenmanagement, an der Tür zum Messe-Restaurant auf dem Parteitag stand "Catering". Man fremdelt schon, wenn man mal raus kommt, zumal als saarländischer Ministerpräsident. Also helfen Sie mit. Spenden Sie ein deutsches Wort an: Peter Müller, Staatskanzlei, Saarbrücken. Sind genug eingegangen, kann der Landesvater Wortgutscheine an seine Landeskinder überweisen. Es ist bald Weihnachten, und im Saarland ist gute Sprache knapp. Es wäre ein erster Schritt.