Glosse Wer rettet Bayerns Potenz?

Die CSU verliert ihre Mehrheit, der FC Bayern ist fußballerisch bestenfalls noch Mittelmaß, und der "Tatort" beraubt den bayerischen Mann seiner Potenz. Keine Frage: Der Freistaat befindet sich seit diesem Wochenende in einer ernsten Krise. Da kann nur noch einer helfen.

Lange Zeit hatte Bayern in Deutschland eine Sonderstellung inne: Die Wirtschaft lief hier immer etwas besser, die Arbeitslosigkeit war niedriger und der Fußball deutlich erfolgreicher als im Rest der Republik. Zudem schien der bayerische Mann immer etwas kerniger zu sein als andernorts. Und es gab noch einen Unterschied: Der Freistaat war das einzige Bundesland, in dem der Bürger einer Partei über Jahrzehnte die absolute Mehrheit und damit eine absolutistische Herrschaft schenkte.

Doch diese Zeiten sind seit dem Wochenende vorbei. Am Samstag präsentierten sich die einst unschlagbaren Spieler des FC Bayern als jämmerlicher Haufen ohne Mumm und Fortune. Sie gingen zum zweiten Mal in Folge bei einem Bundesligaspiel geschlagen und gedemütigt vom Platz. Einen Tag später fuhr die bayerische Staatspartei CSU eine noch deftigere Klatsche ein. Um sage und schreibe 17 Prozent sackten die Christsozialen ab - nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg musste eine politische Vereinigung eine höhere Wahlniederlage hinnehmen! Die früher so stolze Partei von Franz Josef Strauß ("Es ist mir egal, wer unter mir Bundeskanzler wird") wurde vom Wähler auf Normalmaß zurechtgestutzt. Nie wieder wird es einen Kanzler respektive eine Kanzlerin von Bayerns Gnaden geben.

Kommissar mit Ladehemmung

Es kam am Sonntagabend aber noch schlimmer: Im Münchner "Tatort" wurden die Potenzprobleme von Hauptkommissar Batic vor einem Millionenpublikum ausgebreitet. Ein besseres Bild für alles, was im Freistaat schief läuft, hätte sich kaum finden lassen: Der bayerische Mann hat seine Urkraft verloren! Im Bett. In der Politik. Auf dem Fußballplatz.

Doch wer jetzt vorschnell auf das Ende der weißblauen Herrlichkeit spekuliert, sollte sich nicht zu früh freuen. Denn es gibt noch einen Mann, der alleine die Fähigkeiten hat, das danieder liegende bayerische Volk aufzurichten: der Kaiser.

Des Kaisers unerschöpfliche Potenz

Franz Beckenbauer ist Mensch gewordenes bayerisches Viagra. Wo der gewöhnliche Mann versagt, läuft er zu großer Form auf, selbst müde Weihnachtsfeiern veredelt er zu eindrucksvollen Messen seiner männlichen Schaffenskraft. Er ist der einzige Deutsche, der als Spieler wie als Trainer die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat. Er allein holte 2006 die WM nach Deutschland. Diesem Mann gelingt einfach alles! Warum sollte er nicht nebenbei als bayerischer Landesvater die CSU zu alter Herrlichkeit zurückführen?

Nur Beckenbauer kann garantieren, dass die CSU wieder absolute Mehrheiten erringt. Dass der FC Bayern wieder siegreich vom Platz geht. Dass Hauptkommissar Batic seinen Dienst ohne Ladehemmung verrichten kann.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Dass sich Erfolg in Politik, Fußball und bei den Frauen nicht ausschließen, hat Silvio Berlusconi in Italien eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In genau diese monarchistische Tradition sollte sich Beckenbauer jetzt einreihen: Was den Italienern ihr Medien-"Zar", ist den Bayern ihr "Kaiser".

Wo König Ludwig II. an seinem Größenwahn scheiterte, soll der Kaiser hell erleuchten - denn für ihn ist kein Ziel zu groß. Der Kaiser muss es jetzt richten. Aber schnell - spätestens bis zur Weihnachtsfeier muss der bayerische Mann wieder stehen.