Klimaaktivistin Greta Thunberg besucht Lützerath – und prangert "Polizeigewalt" an

Braunkohle-Protest: Greta Thunberg besucht Lützerath: "Peinlich für Deutschland"
Sehen Sie im Video: "Peinlich für Deutschland" – Greta Thunberg besucht Lützerath.




STORY: Hinweis: Dieser Beitrag wird Ihnen ohne Sprechertext gesendet. Lützerath Greta Thunberg, Klimaaktivistin "Fridays for Future" "Es is total absurd, dass so etwas wie hier im Jahr 2023 stattfindet. Die am stärksten betroffenen Menschen waren sehr deutlich, die Wissenschaft auch: Wir müssen die Kohle im Boden lassen. Was hier passiert ist sehr peinlich für Deutschland." "Vor allem ist es frustrierend für die Menschen, die hier leben und für jene, die von der Klimakrise betroffen sind. Aber auch für mich als Klimaaktivistin ist es schrecklich zu sehen, was passiert."
Greta Thunberg hat Lützerath besucht, wo seit Wochen Klimaaktivisten gegen die Räumung des Dorfes protestieren. Dabei prangerte die 20-Jährige "Polizeigewalt" an.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat am Freitag Lützerath besucht und das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des rheinischen Dorfes scharf kritisiert. "Es ist empörend, wie die Polizeigewalt ist", sagte Thunberg. Die 20-Jährige besichtigte auch den Krater des Braunkohletagebaus und hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift "Keep it in the ground" (Lasst es im Boden) hoch.

Was in Lützerath geschehe, sei "schockierend", sagte Thunberg. Leider geschähen ähnliche Dinge überall auf der Welt. "Es ist entsetzlich zu sehen, was hier passiert." Viele Menschen hätten seit Jahren versucht, dies zu verhindern. Am Samstag werde sie an der geplanten Kundgebung für die Erhaltung von Lützerath teilnehmen, kündigte sie an. Wenn Regierungen und Konzerne in dieser Weise zusammenarbeiteten, um die Umwelt zu zerstören und zahllose Menschen zu gefährden, müsse die Bevölkerung dagegen angehen und ihre Stimme erheben. "Wir wollen zeigen, wie People Power aussieht, wie Demokratie aussieht." Wie lange sie in Deutschland bleibe, wisse sie noch nicht.

CSu kritisiert Besuch von Greta Thunberg

Vor der am Samstag geplanten Großdemonstration hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) Thunberg zur Deeskalation aufgerufen. "In NRW darf jeder demonstrieren, auch die aus der Ferne anreisende Frau Thunberg", sagte Reul der "Bild"-Zeitung laut Mitteilung vom Freitag. "Ich hoffe, sie sorgt dafür, dass ihre Mitstreiter friedlich bleiben und sich an die Regeln halten."

Vor dem Hintergrund der teils gewalttätigen Proteste gegen die Polizei kam aus der CSU Kritik an der Anreise Thunbergs. Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, wies darauf hin, dass die Aktivistin nach Lützerath fahre, obwohl dort Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen würden. "Mit ihrem Besuch macht sich Thunberg wissentlich mit diesen Straftätern gemein", sagte er "Bild".

Die Polizei räumt seit Mittwoch das Dorf Lützerath, damit der Energiekonzern RWE anschließend die darunter liegende Kohle abbaggern kann.

Lützerath: Aktivisten in Tunnel verschanzt

Die Räumung nähert sich unterdessen dem Abschluss. Am Freitag begann die Polizei mit der Räumung des letzten Gebäudes. Danach müssten noch einige Aktivisten aus Baumhäusern geholt werden, sagte ein Polizeisprecher.

Am Donnerstag hatte ein auf der Plattform Youtube eingestelltes Video zweier vermummter Männer für Aufsehen gesorgt. "Pinky" und "Brain" geben darin an, sich in dem Tunnel unter Lützerath aufzuhalten. "Wir haben Hinweise, dass das Video authentisch ist", bestätigte die Polizei.

Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach stieg am Freitag ein Stück weit in den Tunnelschacht hinein. Die Bergung der beiden Personen müssten Spezialkräfte der Feuerwehr und des THW übernehmen, sagte er anschließend. "Ich finde es einfach schlimm, welche Gefahren diese Menschen auf sich nehmen, für sich." Die Konstruktion sei nicht sicher. Er gehe allerdings davon aus, dass derzeit keine akute Gefahr für die beiden Personen bestehe.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Ob sie festgekettet seien, wisse er nicht. "Kontaktbeamte versuchen gerade, Kontakt aufzunehmen und mit den Betreffenden zu sprechen", sagte er. Deren Kommunikation mit Telefon funktioniere nicht mehr, man versuche es jetzt mit Funkgeräten.

DPA · AFP
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