Ein Abend mit Harald Schmidt gestern im Stuttgarter Schauspielhaus – böse Anekdoten aus der Theaterwelt, viel Sarkasmus und ein wenig romantisches Klavierspiel. Doch dann eine Überraschung: Als Stargast erscheint unangekündigt Baden-Württembergs Ministerpräsident.
Winfried Kretschmann plaudert locker über die Automobilindustrie und sein früheres Berufsleben als Ethik-Lehrer, dann kommt Interviewer Schmidt unvermittelt zur entscheidenden Personal-Frage für die Grünen vor der nächsten Bundestagswahl: Wer soll angesichts des Höhenflugs der Partei in den Umfragen Kanzlerkandidat werden? Und – zur Überraschung des Publikums – legt sich der Ministerpräsident unumwunden fest: "Habeck". Der sei einfach ein "Kommunikator" und verfüge als früherer Umweltminister von Schleswig-Holstein zudem über "Exekutiverfahrung". Die grüne Co-Vorsitzende Annalena Baerbock erwähnt Kretschmann mit keinem Wort.
Grüne wollen die Kanzlerkandidatur noch nicht diskutieren
Damit positioniert sich der einflussreiche grüne Regierungschef in der K-Frage erstmals eindeutig – und eröffnet nur wenige Tage nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl in Thüringen eine Personaldebatte, die die Parteivorsitzenden bislang versucht hatten, zu unterdrücken. Habeck und Baerbock stellen sich Mitte November auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Bielefeld zur Wiederwahl.