Ex-Verfassungsschutzchef Warum sich Hans-Georg Maaßen als "eher links" sieht

Hans-Georg Maaßen mit verschränkten Armen.
© Bernd von Jutrczenka / stern.de
Hans-Georg Maaßen ist der Ex-Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Der Jurist mit CDU-Parteibuch ist für seine kontroversen Äußerungen zu Flüchtlingen und Asyl bekannt. 1962 wird er in Mönchengladbach geboren. Maaßen studiert Jura in Köln und Bonn. Ab 1991 macht er Karriere im Bundesinnenministerium. Dort beschäftigte er sich vor allem mit Ausländer- und Zuwanderungsrecht. 2008 wird er zum Stabsleiter der Terrorismusbekämpfung, 2012 schließlich Chef des Verfassungsschutzes. In seine Zeit als Präsident fallen etwa der NSU-Skandal oder der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Maaßens Wirken in diesen Fällen ist oft umstritten. Er leitet die Behörde sechs Jahre lang, bis er Ende 2018 des Amtes enthoben wird. Grund sind seine Äußerungen zu den rechtsextremen Vorfällen in Chemnitz. In einem Interview bezweifelt er, dass dabei auch Hetzjagden auf Ausländer stattgefunden haben – ohne jedoch Beweise vorzulegen. Der Streit um Maaßen weitet sich zu einer wochenlangen Regierungskrise aus. Als er von "linksradikalen Kräften in der SPD" spricht, die einen Bruch der Koalition provozieren wollen, setzt Bundesinnenminister Seehofer ihn endgültig ab. Auch seitdem fällt Maaßen immer wieder mit strittigen Äußerungen auf. Als Mitglied der erzkonservativen "Werte-Union" wirbt er indirekt für eine Annäherung an die AfD. Zuletzt sagt er Anfang Juli 2019 auf einer CDU-Ortsveranstaltung: "Ich bin vor dreißig Jahren nicht der CDU beigetreten, damit heute 1,8 Millionen Araber nach Deutschland kommen." Seit seiner Versetzung in den einstweiligen Ruhestand wird er von der AfD umworben. Er selbst sagt, ein Leben in Politik oder Wirtschaft könne er sich gut vorstellen. Kein Zweifel: Maaßen wird auch in Zukunft von sich reden machen.
Hans-Georg Maaßen will nicht in die rechte Ecke gestellt werden. Der frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz bezeichnet sich als "Realist" und verortet sich "eher links" im politischen Spektrum.

Der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, Mitglied der konservativen CDU/CSU-Splittergruppe Werte-Union, hält sich selbst nicht für rechts. "Menschen, die mich näher kennen, halten mich für sozial und damit für eher links - und für einen Realisten. So sehe ich mich auch", sagte Maaßen der "Rheinischen Post".

Hans-Georg Maaßen: "Der Ausdruck Rechts wird heute inflationär verwendet"

Er wolle nicht in die rechte Ecke gestellt werden. "Nur weil man die Klimapolitik und die Migrationspolitik kritisiert, nur weil man Bedenken hat, was einige Punkte der Sicherheitspolitik angeht, ist man nicht automatisch rechts. Der Ausdruck Rechts wird heute inflationär verwendet, um Personen auszugrenzen und um sich mit den Sachargumenten nicht auseinandersetzen zu müssen", sagte das CDU-Mitglied Maaßen.

Er bekräftigte seine Kritik an der Migrationspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): "Ich bin nicht in die CDU eingetreten, damit wir eine Migrationspolitik haben, wie sie jetzt aussieht: millionenfache ungesteuerte Einwanderung, eine geringe Zahl an Abschiebungen, Integrationsdefizite, überproportionale Straftaten von Asylsuchenden, islamistische Terroranschläge, Übergriffe in Schwimmbädern."

Ex-Verfassungsschutzchef schockiere Harmoniebedürftigkeit der CDU

Maaßen war im Spätsommer 2018 als Präsident des Bundesverfassungsschutzes in die Kritik geraten, nachdem er die Echtheit eines Videos bezweifelt hatte, das nach der Tötung eines Mannes in Chemnitz eine Attacke gegen Migranten zeigt. Im November 2018 versetzte Innenminister Horst Seehofer (CSU) Maaßen in den einstweiligen Ruhestand, nachdem dieser laut einem Redemanuskript von teils "linksradikalen Kräften in der SPD" gesprochen hatte.

In dem Interview sagte Maaßen, ihn schockiere die Harmoniebedürftigkeit in der CDU. "Der Karlsruher Parteitag 2015 war für mich ein Damaskus-Erlebnis. Die damalige CDU-Vorsitzende hat dort eine überwältigende Mehrheit bekommen und neuneinhalb Minuten Applaus. Niemand hat sie mit Blick auf die Flüchtlingspolitik kritisiert. Obwohl viele Politiker, die dort waren, mir gesagt hatten: So geht es nicht weiter." Dies sei einer Volkspartei unwürdig.

DPA
fs