Von Protesten von Atomkraftgegnern begleitet ist Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im AKW Emsland in Lingen eingetroffen. Während die Kanzlerin am Eingang des Geländes von den Vorstandsvorsitzenden von RWE und E.ON, Jürgen Großmann und Johannes Teyssen, begrüßt wurde, verlangten vor dem Tor etwa 200 Menschen lautstark den Ausstieg auf der Atomkraft. Nach Angaben der Polizei nahmen zudem 25 Landwirte mit Traktoren an der Demonstration teil.
Der Sprecher der Anti-AKW-Kampagne Ausgestrahlt, Jochen Stay, sagte bei der Protestkundgebung: "Wer AKW-Laufzeiten verlängert, verkürzt seine Regierungszeit." Man müsse die "Dinosauriertechnologie" Atomkraft umgehend durch Strom aus Sonne, Wind und Wasserkraft ersetzen. Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace hatten zur in der Nacht die Parole "Atomkraft ist ein Irrweg, Frau Merkel", auf den Kühlturm des Atommeilers projiziert.
Den Demonstranten gelang es nicht, der Bundeskanzlerin wie zunächst geplant 160.000 gesammelte Unterschriften für den sofortigen Atomausstieg zu übergeben. "Frau Merkel hat Zeit für die Chefs der großen Energieversorger, aber kein Ohr für das Anliegen von 160.000 Bürgern", bemängelte Stay. Er warb für eine am 18. September in Berlin geplante Großdemonstration, bei der Atomkraftgegner vor der erwarteten Entscheidung über die Laufzeitverlängerung das Regierungsviertel umzingeln wollen.
Am AKW Emsland ist RWE mit 87,5 Prozent und E.ON mit 12,5 Prozent beteiligt. Der 1988 in Betrieb gegangene Meiler müsste ohne Laufzeitverlängerung und bei weiterhin normaler Stromproduktion im Jahr 2020 abgeschaltet werden.
Nach der Besichtigung des Atomkraftwerkes wollte die Kanzlerin im Rahmen ihrer Energiereise ein benachbartes Gaskraftwerk, einen aus Biomasse Strom produzierenden Gärtnereibetrieb und ein Kohlekraftwerk besuchen.