LÖHNE Erste Warnstreiks in laufender Metall-Tarifrunde

Die IG Metall hat in Ostdeutschland während der Frühschicht mit den ersten flächendeckenden Warnstreiks begonnen. Von Arbeitgeberseite kam Kritik.

In Cottbus und Vetschau beteiligten sich am Montagmorgen etwa 300 Arbeitnehmer der Anlagenbauer Babcock-Steinmüller, ABB, Sulzer Pumpen sowie des Bombardier-Drehgestellwerkes. Die Mitarbeiter der Frühschicht legten für eine halbe Stunde die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt Nachdruck zu verleihen. Arbeitgeber und Wirtschaftsvertreter kritisierten die Warnstreiks.

Vielleicht Nachbesserung

Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans Werner Busch, sagte dem Radiosender MDR Info, er habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass die IG Metall mit ihren Warnstreiks im Osten beginnt. Gerade die Betriebe in den neuen Ländern könnten sich keinen Arbeitskampf leisten. Busch schloss jedoch nicht aus, dass Gesamtmetall sein Angebot nachbessert. »Ich hoffe sehr, dass wir dann in den Wochen nach Ostern zu vernünftigen gemeinsamen Lösungen kommen«, sagte er.

Aufschwung oder hohe Löhne?

Auch der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME) verurteilte die Warnstreiks. Ein hoher Tarifabschluss gefährdet einen möglichen Aufschwung, hieß es in einer Erklärung des VME. Der Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsarchivs (HWWA), Thomas Straubhaar, forderte im Hessischen Rundfunk eine Lohnsteigerung, die sich am Produktionszuwachs orientiert. Dieser liegt derzeit bei zwei bis 2,5 Prozent.

Kurzer Streik als Warnschuss

Unterdessen erklärte der IG-Metall-Chef von Berlin-Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, dass man keinen langen Streik will. »Die Arbeitgeber sollen erkennen und begreifen, dass die IG-Metaller im Zweifel auch länger streiken können, nur über so einen Weg kann man längere Streiks entbehrlich machen«, erklärte der Gewerkschafter im ORB-Hörfunk. Der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters sagte im ARD-Morgenmagazin, dass ein Streik kein nationales Unglück ist. »Wenn wir in der Tat vor diese Frage gestellt werden, dass wir am Verhandlungstisch nicht weiterkommen, was sollen wir denn dann machen?«, fragte er.

Auch höhere Ausbildungsvergütung

Allein im Tarifbezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen wollten sich Beschäftigte aus 59 Unternehmen an den Aktionen beteiligen. Die größten Aktionen waren im sächsischen VW-Werk Zwickau geplant. Dort erwartete die IG Metall bis zu 4.000 Teilnehmer. Neben der angestrebten Lohnerhöhung fordert die IG Metall eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 55 Euro pro Monat. Außerdem wird ein gemeinsamer Entgeltrahmentarif für Arbeiter und Angestellte angestrebt, die bislang unterschiedlich entlohnt werden. Dagegen wollen die Arbeitgeber die Gehälter innerhalb von zwei Jahren zwei Mal um zwei Prozent erhöhen.

Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg vertagt

Die vierte Tarifrunde für die 820.000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Metallindustrie ist am Montag nach fünfstündigen Verhandlungen erwartungsgemäß ohne Ergebnis vertagt worden.Der nächste Termin wurde auf den 8. April festgelegt. Rund 1.500 Metaller protestierten mit Trillerpfeifen vor dem Verhandlungslokal, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.