Die FDP will heute die Weichen für die Nachfolge von Parteichef Guido Westerwelle stellen. Als Favorit gilt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler. Der 38-Jährige würde dann auch neuer Stellvertreter von Angela Merkel in der schwarz-gelben Bundesregierung. Offiziell soll die Nachfolge beim nächsten Bundesparteitag geregelt werden, der Mitte Mai in Rostock stattfindet.
Westerwelle hatte den Parteivorsitz am Sonntagabend nach fast zehn Jahren zur Verfügung gestellt. Das Amt des Außenministers will er aber behalten. Die Entscheidung über seine Nachfolge wurde zunächst vertagt. Am (heutigen) Dienstag kommt zunächst das FDP-Präsidium mit den Landesvorsitzenden der Partei zusammen. Rösler wird sich bei diesem Treffen erklären. Anschließend tagt der Bundesvorstand gemeinsam mit der Bundestagsfraktion.
Weitere Änderungen in der Regierungsmannschaft der FDP werden nicht mehr erwartet. Vor allem Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der auch Parteivize ist, stand zuletzt in der Kritik, sowie die Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger. Nach Informationen der dpa sollen aber beide ihre Posten behalten.
Der Vorstand der FDP-Fraktion sprach der 45-jährigen Homburger am Montagabend das Vertrauen aus. Man lasse sich von außen keine Veränderungen aufdrängen, hieß es von Teilnehmern. Schatzmeister Hermann Otto Solms sagte im ZDF, Homburger mache einen "sehr guten Job". Der reguläre Wahltermin für die Fraktionsspitze ist erst im Oktober.
In den vergangenen Tagen war auch darüber spekuliert worden, dass Rösler das Wirtschaftsministerium von Brüderle übernehmen könnte. Auf diese Weise wäre er auch das Gesundheitsministerium losgeworden, aus dem häufig unangenehme Entscheidungen kommen. Rösler hätte sich dafür jedoch auf eine Kampfabstimmung gegen Brüderle einlassen müssen, der sein Ministerium unbedingt behalten will.
Der "Rheinischen Post" sagte Brüderle, die neue Führung müsse aus einer "guten Mischung aus erfahrenen und jüngeren Kollegen" bestehen. Der 65-Jährige ist der einzige aus der Riege um Westerwelle und seine drei Stellvertreter, der sich eine abermalige Kandidatur offen hält. Die beiden anderen Vize Cornelia Pieper und Andreas Pinkwart wollen nicht mehr antreten. Brüderle verfügt auch über breiten Rückhalt im Wirtschaftsflügel der Partei.
Die Spitzen von Union und FDP treffen sich am Abend zum ersten Koalitionsausschuss seit Westerwelles Machtverlust im Kanzleramt. Neben verschiedenen Fachfragen dürfte es dabei auch um die Personalentscheidungen innerhalb der FDP gehen. CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier betonte, die Koalition sei trotz der FDP-Personaldebatte handlungsfähig.