Herr Quasebarth, Sonntagabend haben Sie Ihre letzte Sendung moderiert. Kommenden Samstag wollen Sie sich auf dem BSW-Landesparteitag für den Thüringer Landtag nominieren lassen. Wie kommt's?
Ich hatte schon immer den Wunsch, mich politisch zu engagieren. Aber das passte nicht zu meinem bisherigen Job. Für mich war immer klar: Entweder arbeitest du in den Medien und beobachtest das, was geschieht. Oder du gestaltest mit.
Es heißt, Sie sollen auf einem der ersten fünf Plätze kandidieren, um bei einem Landtagseinzug des BSW ein sicheres Mandat zu haben?
Ja, das ist mein Anspruch. Sahra Wagenknecht hat mich unter dieser Maßgabe eingeladen, in ihrer Partei mitzumachen.
Aber warum das BSW?
Ich hatte seit langer Zeit mit keiner Partei mehr die inhaltlichen Schnittmengen, die ich jetzt mit dem BSW habe. Ich sah mich immer politisch eher links, haderte aber zunehmend mit der Migrationspolitik. Wir können einfach nicht so schnell derart viele Flüchtlinge integrieren, wie sie seit einigen Jahren zu uns kommen. Das verträgt unsere Gesellschaft nicht. Am Ende sind es die Kommunen, die damit allein gelassen werden. Und das kann auch nicht gut für diejenigen sein, die Hilfe oder ein besseres Leben suchen. Wie diese Menschen in völlig überfüllten Erstaufnahmeheimen wie hier in Thüringen eingepfercht werden: Das ist unwürdig.

Aber auch nicht so einfach zu lösen, wie Wagenknecht behauptet. Oder wenn sie suggeriert, es ließe sich mal eben ein Frieden zwischen Russland und der Ukraine herbeiverhandeln: Finden Sie das seriös?
Ich habe gelernt, der Ton macht die Musik. Das gilt auch für die internationale Politik. Deutschland müsste wieder diplomatischer auftreten und stärker die Gesprächskanäle bespielen. In Berlin wird zu viel mit dem Säbel gerasselt.
Aber hat Deutschland nicht alles versucht, um Wladimir Putin entgegenzukommen – bis er die Ukraine überfiel?
Das wissen wir nicht. Fakt ist: Putin ist ein Diktator und der Aggressor. Punkt. Dennoch sind immer weitere Waffenlieferungen keine Strategie, die zu Frieden führt. Stattdessen sterben jeden Tag Menschen.
Nun wird in Thüringen nicht über Krieg und Frieden entschieden. Was macht ein ehemaliger TV-Moderator im Landtag?
Der ehemalige TV-Moderator ist ja auch ein Lehrerkind. Deshalb kümmert er sich um Bildungs- und Medienpolitik – und die Verbindung davon. Zum Beispiel die Digitalisierung an den Schulen, sie wird aus meiner Sicht schlecht und mit falschen Ansätzen betrieben. Wichtig ist mir auch: Die Gemeinschaftsschulen müssen sich eigenständiger entwickeln dürfen. Ich erlebe an der Schule meiner Tochter, wie das Bildungsministerium viel zu enge Normen setzt, die mit den Bedürfnissen der Schüler und den regionalen Gegebenheiten – etwa den Unterschieden auf dem Land oder in einer Industriestadt – nur wenig zu tun haben. Wir sind gut beraten, den Schulleitern mehr zuzutrauen, ein eigenes Lehrprofil zu entwickeln und zu kultivieren.
Veränderung können Sie dies nur in der Regierung. Wollen Sie das?
Die Umfragen legen nahe, dass das BSW benötigt wird, um eine Mehrheit im Landtag bilden zu können. Wenn es so käme, sollten wir die nötigen Gespräche für eine Regierungsbildung führen.

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
Mit wem?
Mit allen außer der AfD. Da bin ich genauso klar wie Sahra Wagenknecht. Da herrscht Konsens zwischen der BSW-Landesvorsitzenden Katja Wolf, ihrem Co-Chef Steffen Schütz und mir: Jede Zusammenarbeit mit der AfD ist und bleibt ausgeschlossen.