NS-Prozess gegen SS-Mörder 88-jähriger Boere steht in Aachen vor Gericht

Der mutmaßliche NS-Täter Heinrich Boere muss sich wegen dreifachen Mordes ab heute vor dem Aachener Landgericht verantworten. Der heute 88-jährige ehemalige SS-Mann soll während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden drei Zivilisten erschossen haben.

Der mutmaßliche NS-Täter Heinrich Boere muss sich wegen dreifachen Mordes ab heute (10.00 Uhr) vor dem Aachener Landgericht verantworten. Der heute 88-jährige ehemalige SS-Mann soll während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden drei Zivilisten erschossen haben.

Erst Anfang des Monats war Boere mit einer Verfassungsbeschwerde gegen seinen Prozess gescheitert. Er hält sich wegen eines Herzleidens für verhandlungsunfähig.

Der gebürtige Niederländer war laut Anklage im Jahr 1940 der Waffen-SS beigetreten und später zur "Germanischen SS" in den Niederlanden abkommandiert worden. Im Kriegsjahr 1944 soll er als 22-Jähriger zusammen mit anderen SS-Männern drei Zivilisten in Breda, Voorschoten und Wassenaar getötet haben.

Die Taten sollen Teil völkerrechtswidriger Repressionen gegen die niederländische Bevölkerung gewesen sein. Insgesamt fielen solchen unter dem Tarnnamen "Silbertanne" ausgeführten Aktionen mindestens 54 Niederländer zum Opfer.

Boere floh 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Eschweiler bei Aachen, wo er sich eine bürgerliche Existenz aufbaute und als Bergmann arbeitete. Das Verfahren ist zunächst auf 13 Verhandlungstage bis zum 18. Dezember angesetzt. Während des Prozessverlaufs sollen im Wesentlichen die Aussagen bereits verstorbener Zeugen verlesen werden.