In den bisherigen zweieinhalb Jahren des NSU-Prozesses hatte die Hauptangeklagte Beate Zschäpe eisern geschwiegen. Sie folgte damit der Strategie ihrer drei anderen Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm. Im Prozess muss sie sich als mutmaßliche Mittäterin für die Serie der zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge verantworten, die dem "Nationalsozialistischen Untergrund" zur Last gelegt werden. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios.
Ihr Mathias Grasel wird am Mittwoch vor Gericht eine schriftliche Einlassung Zschäpes verlesen. Damit wird diese Woche die bislang spannendste im Prozess. Lesen Sie alle aktuellen Ereignisse im stern-Newsticker.
+++ 13.06 Uhr: Tochter von NSU-Opfer: Zschäpe-Aussage wird nicht die Wahrheit sein +++
Die Tochter eines NSU-Mordopfers dämpft die Erwartungen an Zschäpes mit Spannung erwartete Aussage. Sie habe keine große Hoffnung, "weil ich einfach glaube, dass da nicht die Wahrheit gesagt wird", sagt Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik am Rande des NSU-Prozesses in München. Auf die Frage, was sie sich von Zschäpes Erklärung erhoffe, sagt sie: "Natürlich ist mein Wunsch eine hundertprozentige Aufklärung. Aber ich weiß, das wird niemals geschehen."
+++ 10.37 Uhr: Zschäpe will Fragen nur schriftlich beantworten +++
Nun ist es offiziell: Zschäpe will sich am Mittwoch äußern - aber Fragen erst später und nur schriftlich beantworten. Das teilt ihr Verteidiger vor dem Oberlandesgericht mit. Er bat das Gericht nach der Erklärung, die er verlesen will, um einen schriftlichen Fragenkatalog. Eine unmittelbare Beantwortung werde wohl nicht möglich sein, sonst müsse er sich nach jeder Frage erst mit seiner Mandantin besprechen. Zugleich bat er darum, nach Zschäpes Erklärung den Prozesstag am Donnerstag ausfallen zu lassen. "Ich denke, dass die Belastung nach der Einlassung einigermaßen groß sein wird."
+++ 10 Uhr: Anwalt: Zschäpe steht unter großem psychischen Druck +++
Zschäpe steht psychisch unter großem Druck. Das sagt ihr Verteidiger Mathias Grasel der Deutschen Presse-Agentur. Es habe "Vorfälle" in der Untersuchungshaft gegeben, über die er im Einzelnen aber keine Auskunft geben wolle. "Bild" meldete, Zschäpe habe einen "Nervenzusammenbruch" erlitten, was Grasel aber nicht bestätigte.
+++ 9 Uhr: Im NSU-Prozess zunächst Routineprogramm +++
Vor der mit Spannung erwarteten Aussage der Hauptangeklagten Beate Zschäpe steht am Dienstag im NSU-Prozess zunächst ein Routineprogramm an. Das Verfahren am Dienstag soll mit der Vernehmung eines Zeugen beginnen. Dabei handelt es sich um einen Kriminalbeamten, der Bankkonten und Bahncards des mitangeklagten mutmaßlichen Terrorhelfers André E. untersucht hat.
+++ 7 Uhr: Zschäpe will Angaben zu allen Anklagepunkten machen +++
Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe will im NSU-Prozess nach Angaben ihres Verteidigers Mathias Grasel Angaben zu allen Anklagepunkten machen. Grasel will die Erklärung am Mittwoch verlesen. "Diese Erklärung wird sich mit allen angeklagten Punkten beschäftigen, und wir werden da auf jeden einzelnen Punkt eingehen", sagt der Verteidiger dem Bayerischen Rundfunk. Konkret werde es darum gehen, was Zschäpe gewusst habe und worin sie involviert gewesen sei. Fragen des Gerichts würden voraussichtlich nicht von Zschäpe selbst, sondern von ihm oder seinem Kollegen Herrmann Borchert beantwortet.
Er sei zu der Überzeugung gelangt, dass "Schweigen hier nicht mehr die richtige Strategie ist, sondern dringend eine Erklärung geboten ist", erklärt Grasel, der vom Oberlandesgericht erst im Juli, nach mehr als zwei Jahren Prozessdauer, zum vierten Pflichtverteidiger bestellt worden war. "Das entspricht im Übrigen auch dem ursprünglichen Wunsch von Frau Zschäpe, der bereits seit Ihrer Verhaftung im März 2011 so existierte", betont Grasel.