Herr Fahrenschon, wie wirkt die Ankündigung von Gabriele Pauli, für den CSU-Vorsitz zu kandidieren auf Sie als einem jüngeren CSU-Abgeordneten? Muss die CSU jetzt zittern?
Nein. Bis die CSU zittert, muss schon einiges mehr zusammenkommen. Klar ist, dass jeder antreten darf, der sich die CSU-Führung zutraut. Und auch in Zukunft für entscheidende Mehrheiten sorgt. Allerdings sollte sich jeder, der antritt, überlegen, ob er die Partei damit zum Gespött macht.
Georg Fahrenschon
Seit 2002 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier ist er Mitglied im Unterausschuss zu Fragen der Europäischen Union und im Finanzausschuss.
Also läuft hier nur der PR-Gag einer Frau, die durch ihre politische Prominenz in der Vergangenheit süchtig nach Schlagzeilen geworden ist?
Ich kenne die Gabi, seit wir gemeinsam im Landesvorstand der Jungen Union gesessen haben. Sie war dort eine bemerkenswert gute stellvertretende Landesvorsitzende. Insoweit habe ich eine persönliche Wertschätzung für sie. Aber seit einem halben Jahr macht sie Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich frage mich, ob sie programmatisch neue Gedanken einbringen oder nur für Verwirrung sorgen möchte.
Haben Sie die politischen Anliegen von Frau Pauli, die sie bundesweit bekannt gemacht haben, zu Beginn für berechtigt gehalten?
Man darf in keinem Parteivorstand zu einem Mitglied sagen: "Eine Debatte über Sie ist nicht wichtig..."
...wie dies Edmund Stoiber gegenüber Frau Pauli gemacht hat ...
...aber ich finde auch nicht akzeptabel, dass jemand Ansprüche auf den CSU-Vorsitz anmeldet und dabei nicht viel mehr sagt, als dass sie den Transrapid ablehnt. Das ist zu dünn.
Eine der Kampfthesen Paulis lautet: Von ihren Konkurrenten Seehofer und Huber sei keine Erneuerung der CSU zu erwarten.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Beide arbeiten sehr engagiert an der Neuausrichtung des CSU-Grundsatzprogramms. Erwin Hubers Einlassungen zum Thema Wirtschaft und soziale Sicherung sind von zentraler Bedeutung. Horst Seehofer hat sehr stark den Gedanken der Generationengerechtigkeit eingebracht. Da hätte ich gerne gehört, dass die Gabi im Parteivorstand ihre Ideen ebenfalls einbringt. Doch da ist nichts gekommen.

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Eine Mitgliederbefragung vor der Wahl des neuen Parteichefs hat Frau Pauli gefordert. Was hätte denn dagegen gesprochen?
Das haben wir ja im Parteivorstand in ihrer Anwesenheit diskutiert. Wir definieren uns über ein weit verzweigtes Delegiertensystem. Auf einem Parteitag sitzen da über 1000 Delegierte. Es wäre nicht sachgerecht, eine weitere Baustelle über eine Mitgliederbefragung aufzureißen.
Hätte denn Frau Pauli eine Chance gehabt, in der CSU weiter aufzusteigen, nachdem sie der Auslöser für den Rücktritt von Edmund Stoiber war.
Sie behauptet, sie hätte breite Unterstützung auch aus der Partei heraus. Davon weiß ich nichts. Ich halte es daher nicht für vernünftig, dass sie für den Parteivorsitz kandidiert. Das ist nur eine Provokation der Partei.
Wäre Frau Pauli für die CSU bei der Landtagswahl 2008 gefährlich geworden, wenn sie bei den Freien Wählern angetreten wäre?
Das ist Spekulation. Sie hat immer gesagt, dass sie keinen Wechsel zu einer anderen Gruppierung in Betracht zieht. Ihre intellektuelle Kraft war immer eindrucksvoll. Jetzt aber ist ihr Handeln nicht mehr nachzuvollziehen.
Was bedeutet die Bewerbung von Frau Pauli für den Zweikampf Huber gegen Seehofer? Kann dadurch die Entscheidung knapper werden?
Nein, ihre Kandidatur wird am Ergebnis nichts verändern. Die mediale Wirkung wird gigantisch größer sein als ihr Wahlergebnis am Ende.
Für wen sind Sie?
Ich bin für denjenigen Parteivorsitzenden, der seine eigenen Interessen zum Wohl der Partei zurückstellen kann. Das macht einen guten Vorsitzenden aus. Daher wird der Parteitag den Richtigen wählen. Der Richtige wird sich da durchsetzen.
Gut bedeckt gehalten. Sie sind also für Huber?
(Lachen)