Die PDS will mit Gregor Gysi an der Spitze in den Bundestagswahlkampf ziehen. Das kündigte der Parteivorsitzende Lothar Bisky am Freitag in Berlin an. Gysi sieht in der vorgezogenen Wahl eine Chance für die PDS, sich als Alternative zum "neoliberalen Zeitgeist" darzustellen. Er erklärte sich auch zur Spitzenkandidatur für ein Linksbündnis mit der neuen Linkspartei Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) bereit: "Ich werde mich dafür engagieren, dass ein solches Bündnis zu Stande kommt."
Der bekannteste PDS-Politiker versucht damit sein zweites Comeback in die aktive Politik. Nach einer Niederlage auf einem PDS-Parteitag im April 2000 trat Gysi im Oktober des Jahres als Vorsitzender der PDS-Bundestagsfraktion zurück. Im Juni 2001 führte er die PDS in die Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und wurde der erste Wirtschaftsminister der PDS. Bereits im Juli 2002 gab Gysi den Berliner Senatorenposten wieder ab, weil er in die Affäre um privat genutzte Flug-Bonusmeilen von Abgeordneten verstrickt war.
Gysi will Direktmandat
2004 erlitt Gysi einen Herzinfarkt und musste sich einer schweren Hirnoperation unterziehen. Eine Spitzenkandidatur für den Bundestagswahlkampf hatte er stets von seinem Gesundheitszustand abhängig gemacht. "Ich darf und werde mich nicht überfordern und meine Familie keinen Tag vergessen", sagte er. Gysi kündigte an, im Wahlkampf und als Abgeordneter seine Tätigkeiten als Rechtsanwalt und Publizist fortzuführen. Bei der kommenden Bundestagswahl will der Politiker im Ost-Berliner Stadtbezirk Treptow-Köpenick um ein Direktmandat kämpfen.
Gysi sagte, er würde es begrüßen, wenn er zusammen mit dem ehemaligen SPD-Chef Oskar Lafontaine im Wahlkampf antreten könnte. Es gehe darum, die gegenwärtig bei vier Prozent liegende PDS - am besten in einem Linksbündnis - zur drittstärksten Oppositionsfraktion im Bundestag zu machen. Dazu müsse sich die PDS ändern, räumte Gysi ein. Die Partei müsse im Westen besser verankert werden, was im Bündnis einfacher sei. Die Verhandlungen über einen neuen Namen für das Bündnis sind nach Angaben von Bisky noch nicht abgeschlossen.
WASG lobt PDS-Politiker
Die WASG äußerte sich positiv zur Spitzenkandidatur. "Es würde mich freuen, wenn ein gemeinsames Projekt mit Gysi klappt" erklärte WASG-Vorstandsmitglied Klaus Ernst im Hinblick auf ein mögliches Linksbündnis bei Neuwahlen im September. Als einer der bekanntesten und renommiertesten PDS-Politiker habe sich Gysi in vorbildlicher Weise um die Integration der neuen Länder in die Bundesrepublik verdient gemacht.
Eine Kandidatur von Vertretern der WASG auf einer PDS-Liste schloss Ernst erneut aus. Auch eine mögliche Umbenennung in "Demokratische Linke PDS", über die die "Leipziger Volkszeitung" berichtet hatte, sei für die Wahlalternative kein gangbarer Weg. Eine Partei mit PDS im Namen werde vom Wähler im Westen nicht akzeptiert. "Da müssen wir uns schon mehr einfallen lassen", sagte Ernst. Eine Parteineugründung lehnt die PDS ab.