Petra Roth Diese Frau würde den Job als Bundespräsidentin machen

Von Franziska Wolffheim
Die gebürtige Bremerin Petra Roth, eine CDU-Frau, war von 1995 bis 2012 Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main. Sie wurde dreimal gewählt. Was treibt sie eigentlich heute?

Sie haben mit 68 als Oberbürgermeisterin aufgehört, laut Gesetz waren Sie zu alt für eine weitere Amtszeit. Hat Sie das geschmerzt?

Ich hätte schon gern weitergemacht, ich habe mich gesund und leistungsfähig gefühlt. Viele Leute sagen ja immer: Nach der Rente habe ich endlich Zeit für mich. Für mich ist das anders, ich gestalte gern, vor allem in der Politik.

Ist Ihr Terminkalender jetzt, wo Sie kein politisches Mandat mehr haben, sehr überschaubar?

Nein, der ist immer noch voll. Ich bin nach wie vor ein sehr politischer Mensch, engagiere mich in der hessischen CDU, bin in verschiedenen Stiftungen, Aufsichtsräten und Kuratorien aktiv. Der Unterschied zu früher ist, dass ich alles, was ich mache, selbst entscheiden kann.

Es gibt Menschen, die sagen, Sie seien wie ein Marathonläufer, der sich auf der Strecke erholt. Kennen Sie überhaupt so etwas wie Erschöpfung?

Eigentlich nicht. Wahrscheinlich sind es bei mir die Gene. Meine Mutter war Anfang 80, als sie eines Tages sagte, sie sei jetzt in manchen Dingen etwas langsamer. Sie ist 93 geworden, das würde ich auch gern schaffen – mindestens. Ich habe jetzt das Golfspielen entdeckt, fahre regelmäßig Ski und freue mich, wenn ich mit meinen Enkelkindern spielen kann. Für all das bin ich sehr dankbar, es ist nicht selbstverständlich.

Ihr zweiter Mann, Erwin Roth, ist 1994 an einem Herzstillstand gestorben – ein Jahr bevor Sie Oberbürgermeisterin wurden. Wie haben Sie diese Zeit durchgestanden?

Meine beiden Söhne haben mir sehr geholfen. Der eine war mitten im Abitur, der andere stand am Anfang seines Jurastudiums. Wir haben das zusammen sehr gut bewältigt. Trotzdem fand ich es schwierig, alles allein entscheiden zu müssen, da war keiner, der mich unterstützte.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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1998 gratulierten Sie in einer Rede dem berühmten Jazzmusiker Albert Mangelsdorff zu seinem 70. Geburtstag und lobten sein großartiges Saxofonspiel – dabei spielte er Posaune. Hat der Fauxpas Sie damals sehr getroffen?

Auf jeden Fall. Heute kann ich darüber lachen, aber damals wäre ich fast gestorben. Mein Büroleiter, der die Rede geschrieben hat, wollte zurücktreten, ich konnte ihn gerade noch davon abhalten. Das gesamte deutsche Feuilleton hat sich über mich lustig gemacht.

In Ihrer Zeit als OB wurden Sie häufig für Ihr elegantes Auftreten gerühmt. Ist es Ihnen noch wichtig, wie Sie wirken und aussehen?

Ja! Wenn man eitel ist, tritt man in Wettbewerb zu sich selbst. Natürlich ist Nachlässigkeit bequemer, aber der liebe Gott macht die Kilos nicht weg. Also muss man an die eigene Eitelkeit appellieren und sich bewegen.

Sind Sie sehr diszipliniert?

Bestimmt, immer schon. Wenn mein Auto in die Waschanlage muss, fahre ich halt gleich hin.

Sie waren in der Vergangenheit bereits als mögliche Kandidatin für das Bundespräsidentenamt im Gespräch. Die Amtszeit von Joachim Gauck endet 2017. Wenn man an Sie herantreten würde, würden Sie es machen?

Man müsste erst mal an mich herantreten, dann gebe ich auch eine Antwort (lacht). Damals, nach dem Rücktritt von Christian Wulff, habe ich gesagt: Wenn man mich fragt, würde ich es machen. Ich stehe auch nach wie vor dazu, dass ich das hätte leisten können. Aber jetzt gilt: neues Spiel, neues Glück.