Polizei und Verfassungsschutz Innenministerium geht auf Distanz zu eigenem Papier

Aufregung um den Verfassungsschutz: Nachdem die "Süddeutsche Zeitung" aus einem Papier aus dem Bundesinnenministerium zitiert hatte, distanziert sich ein Sprecher von Minister Wolfgang Schäuble davon. Verfassungsschutz und Polizei sollen weiter getrennt arbeiten.

Das Bundesinnenministerium hat Berichte zurückgewiesen, wonach die Aufgaben von Geheimdienst und Polizei zusammengefasst werden sollen. "Der Verfassungsschutz bleibt Verfassungsschutz. Die Polizei bleibt Polizei", sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in Berlin zu einem von der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichten Papier. Paris betonte, das Papier habe nicht "die Willensbildung des Hauses durchlaufen".

Laut Zeitung soll auch der Verfassungsschutz wie das Bundeskriminalamt künftig Computer online durchsuchen dürfen und auf die Daten der Vorratsdatenspeicherung zugreifen dürfen. Auch sollen dem Verfassungsschutz Lausch- und Spähangriffe in Privatwohnungen erlaubt werden. Der bislang auf Straftaten von erheblicher Bedeutung beschränkte genetische Fingerabdruck soll die erkennungsdienstliche Standardmaßnahme werden. Mit diesen Forderungen bereite sich das Innenministerium auf die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl vor, heißt es in dem Bericht.

Der Zeitungsbericht hatte am Freitagvormittag jede Menge Proteste hervorgerufen: Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, warf Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) vor, jedes Augenmaß verloren zu haben. "Er überschreitet die roten Linien einer rechtsstaatlichen Innenpolitik." Die FDP-Rechtspolitikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sprach von einer "Horrorliste". Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte davor, die historisch bedingte und bewährte Trennung von Polizei und Nachrichtendiensten aufzuheben.

DPA
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