PRO: "Atomkraft ist lebengefährdend."
Von Hans Peter Schütz
Die Befürworter der Kernenergie leben in einem Lügengebäude, das ihnen die Atom-Lobbyisten hingestellt haben.
Die Lüge Nummer eins der Atomstromer: Strom aus dem Kernkraftwerk sei billig. Richtig ist, dass die Atomstromkonzerne bei einer Verlängerung der Laufzeiten über 2022 hinaus dreistellige Milliardengewinne erzielen könnten. Gewinnt Schwarz-Gelb die Wahl, will dieses Bündnis der Atomfreunde mindestens acht zusätzliche Jahre erlauben. Eine schöne Perspektive. Der Kurswert der Unternehmen an der Börse schießt nach oben, die Gewinne auch. Ob der Strom billiger wird? Das dürfen die Bürger nicht hoffen. In den vergangenen acht Jahren sind die Strompreise um 50 Prozent gestiegen. Sie müssen künftig zusätzlich an die Kasse: Denn mit ihren Steuern werden die maroden atomaren Endlager Morsleben und Asse saniert. Kostet Milliarden. Die Atomstromer wollen sich daran nicht beteiligen.
Lüge Nummer zwei der Atomstromer: Atomkraft sei umweltfreundlich. Behauptet zumindest CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla, Erfinder der Formel "Atom-ist-Öko". Dieser Stichwortgeber Angela Merkels hat auch bei diesem Thema keine Ahnung. Das Öko-Institut hat berechnet, dass ein mit Uran aus Südafrika betriebenes AKW hierzulande pro Kilowattstunde Atomstrom 126 Gramm umweltschädliches CO2 in die Umwelt bläst. Der Gegenwert einer Windstromanlage: 22 Gramm CO2. Selbst ein modernes Gaskraftwerk ist umweltverträglicher als ein AKW. Nur mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien können das Klima retten. Wir müssen Sonne, Wind und Wasser nutzen. Die Behauptung, Atomkraft sei eine CO2-freie Technologie ist gelogen.
Völlig verantwortlungslos
Lüge Nummer drei der Atomstromer: Die Risiken der Kernkraftwerke seien zumindest auf absehbare Zeit erträglich, wenn man nur die AKW-Oldies wie Biblis A und Brunsbüttel vom Netz nehme. Weshalb stürzt dann der jüngere Reaktor Brunsbüttel von einer Panne in die nächste? Weil Atomkraft auch dann voller unbeherrschbarer Risiken steckt, wenn es um neuere Reaktoren geht. Wer also die Reststrommengen von den älteren auf die neueren Reaktoren überträgt, lebt deshalb noch lange nicht sicherer.
Lüge Nummer vier der Atomstromer: Ihr Versprechen, die Lichter gehen nicht aus. Da dürften sich jene Hamburger sehr wundern, bei denen Strom und Wasserpumpen ausfielen. Man kann daran die Frage knüpfen, ob denn einem AKW-Betreiber, der nicht einmal den konventionellen Stromkreislauf sicher in der Hand hat nach zweijähriger Reparaturarbeit, ob diesem Betreiber radioaktive Kettenreaktionen anvertraut werden können. Wenn er dabei ebenso pfuscht, dann gehen die Lichter endgültig aus. Vattenfall hat stolz behauptet, man gebe ein komplett überholtes AKW ans Netz. Irgendwie ein Störfall - die verantwortlichen Manager.

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Damit zurück zu Lüge Nummer eins: Die Vattenfall-Atomstromer wollen Geschäfte machen. Notfalls auch mit chronischer Pfuscherei beim AKW-Bau. Und sie schafften es nicht einmal, den Vorfall in der vorgeschriebenen Zeit bei der richtigen Behörde zu melden. Die Grünen haben Recht: Atomkraft ist grundsätzlich lebengefährdend und in diesem speziellen Fall verantwortungslos.