Rebecca Harms "Wir sind soweit!"

Die Grünen wollen mitregieren. Umfragen lassen ein Ergebnis von acht Prozent und mehr nicht unrealistisch erscheinen.

Bei strenger Anwendung der Regeln wäre die landespolitische Karriere von Rebecca Harms am 2. Februar zu Ende. Denn nach zwei Wahlperioden im Landtag kann die Fraktionsvorsitzende der Grünen nach den Rotationsbestimmungen ihrer Partei eigentlich nicht wieder ins Parlament. Doch ein Parteitag setzte im Juni 2002 erstmals die strikte Vorschrift außer Kraft und ermöglichte Harms die erneute Kandidatur.

Aktiv gegen Atomstrom


Die Grünen ziehen so mit ihrer profiliertesten Politikerin an der Spitze in die Wahl. Vor allem in der Atompolitik hat sich Harms einen Namen gemacht. Sie ist in der Anti-Atom-Bewegung politisch groß geworden und wohnt in der Nähe der Gorlebener Atomanlagen. Unermüdlich warnt sie davor, die Region zum "Atomklo" Deutschlands zu machen. Bei Castor-Transporten ins Atommüll-Zwischenlager Gorleben ist sie Tag und Nacht auf den Beinen und vermittelt zwischen Polizei und Demonstranten.

Das Ziel der 46 Jahre alten Grünen-Frontfrau ist klar. Sie will die nunmehr neun Jahre dauernde SPD-Alleinregierung in Niedersachsen beenden: "8 Prozent plus X - und Niedersachsen wird Rot-Grün" lautet ihre Formel. Mit dem Slogan "Wir sind so weit!" melden die Grünen selbstbewusst ihren Anspruch aufs Mitregieren an. Jüngste Umfragen lassen ein Ergebnis von acht Prozent und mehr nicht unrealistisch erscheinen. Sie sehen die Partei bei sieben bis zwölf Prozent.

Nicht eben zimperlich geht Harms mit dem Wunsch-Koalitionspartner SPD um. So bescheinigt sie Ministerpräsident Sigmar Gabriel eine "verantwortungslose Quertreiberei" gegenüber der Bundesregierung und ihren Reformen - damit müsse Schluss sein. Bedeckt hält sich Harms hinsichtlich ihrer Ambitionen, falls es zu einer Neuauflage der rot- grünen Koalition (1990-1994) kommen sollte. Sie könne sich die Verantwortung für viele Ressorts feststellen, sagt sie. Für ihren Parteifreund, Bundesumweltminister Jürgen Trittin, steht fest: "Wir wollen eine stellvertretende Ministerpräsidentin Rebecca Harms."

Die gelernte Landschaftsgärtnerin und Filmemacherin wohnt mit ihrem Lebensgefährten im kleinen Dorf Dickfeitzen im Wendland. Auf ihren Wahlplakaten ist sie zwar inmitten einer Schar von Kindern zu sehen, sie selbst ist jedoch kinderlos. Entspannung findet Harms in ihrem großen Garten.

DPA

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