Auf den ersten Blick dominiert bei der SPD diesmal nicht so sehr die Farbe Rot, sondern das Grün der Polizei. Noch nie waren bei einem Parteitag so viele Sicherheitskräfte im Einsatz, um Delegierte und Polit-Prominenz zu schützen, wie diesmal beim SPD-Bundesparteitag in Nürnberg.
Personalkontrollen wie am Flughafen
An den Eingängen gab es am Montag Personenkontrollen wie an Flughäfen. Die Fotografen und Fernsehleute mussten ihre Gerätekoffer öffnen und überprüfen lassen. Die Frankenhalle auf dem Nürnberger Messegelände war weiträumig mit Spanischen Reitern abgeriegelt. Davor patrouillierten zur Abschreckung bewaffnete Polizeikräfte.
Kanzler Schröder ist weitgehend abgeschrimt
Auch der Bewegungsspielraum von Parteichef Gerhard Schröder war diesmal stärker als sonst eingeschränkt. Der Kanzler bewegte sich auf dem Parteitagsgelände nur weiträumig abgeschirmt. Beim Presseabend am Sonntagabend saß er in einer abgeriegelten Tisch- Ecke. Journalistische Gesprächspartner wurden ihm handverlesen vermittelt.
Für manche der etwa 2000 in Nürnberg akkreditieren Medienleute waren die Sicherheitsmaßnahmen des Guten zu viel. So sollte es für die Pressevertreter nicht möglich sein, spontan zu den Delegierten im Plenum zu gehen, um sich Gesprächspartner zu suchen.
»Auf Grund der internationalen Lage unterliegen wir jedoch auch bei dieser Veranstaltung höchsten Sicherheitskriterien«, bat SPD-Parteisprecher Michael Donnermeyer schriftlich die Medienleute um Verständnis. Das Bundeskriminalamt und das bayerische Landeskriminalamt hatten für das viertägige Treffen der mehr als 500 SPD-Delegierten ein Sicherheitskonzept entwickelt, das als geheime Kommandosache gilt. Nur so viel war zu hören: Weit über 200 Polizisten waren im Einsatz. Die SPD selbst setzte doppelt so viele eigene Sicherheitskräfte ein wie bei früheren Parteitagen.
Sprengstoffspürhunde sollen Explosives finden
Der Sicherheitsplan sah für alle Eventualitäten Maßnahmen vor. So wurde am Vorabend des Parteitagsbeginns die mehrere 1000 Quadratmeter große Pressehalle auf dem Messegelände geräumt. Sprengstoffspürhunde wurden durch die Räume geschickt, um - wie sich hinterher herausstellte, erfolglos - Explosives zu finden.
Nagelscheren werden willig abgegeben
Angesichts der durch Terror bedrohlichen internationalen Lage nahmen Delegierte und Gäste die Behinderungen weitgehend gelassen in Kauf. Sie ließen sich ohne Murren bei den Eingangskontrollen Wasserflaschen und Nagelscheren abnehmen. Und für viele begann der Parteitag mit langen Warteschlangen. »Es ist immer so: Wenn nichts passiert, sagt keiner was. Passiert was, sagen alle: Warum habt ihr nicht mehr getan?«, resümierte Parteisprecher Donnermeyer ziemlich entspannt die Sicherheitslage.