In der Nacht von Freitag auf Samstag wäre es in der CSU-Spitze beinahe zum Urknall gekommen. In Krisengesprächen mit Mitgliedern des CSU-Präsidiums verlangte Edmund Stoiber ein glasklares Bekenntnis zu seiner Person - als CSU-Chef, als Ministerpräsident und als Spitzenkandidat. Er habe, so erklärte er in der Nacht einem Emissär mehrerer Präsidiumsmitglieder, ein Jahr an der Basis den Kotau gemacht für seine Fehler und seine Flucht aus Berlin. Jetzt müsse Schluss sein. Sonst könne er auch alles sein lassen.
Drei Bedingungen für den Deal
Stoiber erhielt zur Antwort, er bekomme ein klares Bekenntnis. Dafür aber musste er drei Bedingungen akzeptieren: Er muss seine Kritikerin, die Fürther Landrätin Gabriele Pauli, zum persönlichen Gespräch treffen. Er muss sich unmissverständlich und öffentlich von der Bespitzelungsaktion seines geschassten Büroleiters Michael Höhenberger distanzieren. Und er muss für ein geordnetes Nominierungsverfahren für den Spitzenkandidaten bei der nächsten Landtagswahl 2008 sorgen. Unter denen, die Stoiber die Bedingungen diktierten: Landtagspräsident Alois Glück und Fraktionschef Joachim Hermann. "Es stand spitz auf Knopf", berichtete ein Präsidiumsmitglied dem stern.
Der Machtkampf in der CSU hat Ende vergangener Woche auch die Strategie zur Gesundheitsreform überschattet. In der CSU-Spitze gab es Kräfte, die am Sonntagabend am liebsten ein lautes Nein! nach Berlin gerufen hätten - als Zeichen vermeintlicher Stärke und als Ablenkungsmanöver in Zeiten Stoiberscher Abenddämmerung. Hauptverfechter der Linie: CSU-Generalsekretär Markus Söder und Gesundheitsministerin Christa Stewens. Eine massive Telefondiplomatie der Gegner hat das verhindert - und dafür gesorgt, dass Edmund Stoiber nicht auf diesen Zug aufgesprungen ist.
Kein "Nein" zur Gesundheitsreform
Bis in Stoibers engstes Umfeld gab es Anhänger des Torpedo-Plans. Die Sieger im Machtkampf: Alois Glück, Landtagsfraktionschef Joachim Hermann und Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Ihr zentrales Argument: Ein komplettes Nein hätte die CSU auf Bundesebene als komplett regierungsunfähig erscheinen lassen: ein Supergau für die Christsozialen.