Rund anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl hat die Regierungskoalition in der Wählergunst weiterhin einen hauchdünnen Vorsprung vor den drei im Parlament vertretenen Oppositionsparteien. Nach dem stern-RTL-Wahltrend wollen derzeit 39 Prozent der Wähler der Union ihre Stimme geben, 1 Punkt weniger als in der Woche zuvor. 6 Prozent würden sich für die FDP entscheiden, sie gewinnt 1 Punkt hinzu. Die SPD steigert sich in der Woche nach dem TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück um 2 Punkte auf 25 Prozent.
Großer Verlierer sind die Grünen, die um 2 Punkte auf 9 Prozent fallen und damit zum ersten Mal seit Mai 2009 im stern-RTL-Wahltrend nur einstellig sind. Noch Mitte März dieses Jahres hatten sie 16 Prozent erzielt. Zulegen kann die Linke, die zum zweiten Mal in diesem Jahr auf 10 Prozent klettert. Die Anti-Euro-Partei "Alternative für Deutschland" fällt um 1 Punkt auf 3 Prozent. Ebenfalls 3 Prozent erhalten die Piraten. Für sonstige Parteien wollen 5 Prozent der Wähler stimmen. 28 Prozent der wahlberechtigten Bundesbürger wollen nicht an der Wahl teilnehmen oder sind noch unentschlossen.
Mit gemeinsam 45 Prozent hätten Union und FDP bei einem derartigen Wahlergebnis einen Ein-Punkte-Vorsprung vor SPD, Grünen und Linken (zusammen 44 Prozent) und damit im Bundestag eine regierungsfähige Mehrheit.
Steinbrück verbessert sich nach TV-Duell
Nach dem TV-Duell haben sich auch die persönlichen Werte für Steinbrück verbessert. Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich 26 Prozent für den SPD-Spitzenkandidaten entscheiden, 3 Punkte mehr als in der Woche zuvor. Merkel verliert 3 Punkte, erhält mit 52 Prozent aber immer noch doppelt so viel Zustimmung wie ihr Herausforderer.
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem stern, die SPD habe einen Teil ihrer früheren Wähler zurückgewonnen, die ins Lager der Unentschlossenen oder zu den Grünen abgewandert waren. Die Grünen dagegen hätten den "strategischen Fehler" begangen, mit dem Thema der sozialen Gerechtigkeit in den Wahlkampf zu ziehen. Güllner: "Das Thema passt nicht zu ihnen." Die Partei, der zudem die Debatte um Pädophilie, "Veggie-Day" und geplante Steuererhöhungen zu schaffen machte, sei nun auf ihre Kernwählerschaft zurückgefallen.
AfD-Aussichten unsicher
Die Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) werde mittlerweile von vielen Bürgern (37 Prozent) als Sammelbecken für Leute aus dem rechten politischen Spektrum angesehen. 22 Prozent der Deutschen würden aber auch ihren Einzug in den Bundestag begrüßen. Güllner zum stern: "Deshalb ist schwer einzuschätzen, ob die AfD den Sprung ins Parlament schafft, auch weil viele ihrer Anhänger jegliche Auskunft verweigern. Doch da wir keinerlei Bewegung nach oben erkennen, spricht viel dafür, dass sie unter fünf Prozent bleibt."
Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte zwischen dem 3. und 9. September 2013 im Auftrag des Magazins stern und des Fernsehsenders RTL 2500 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 2,5 Prozentpunkten.