Viel Zeit zum Verschnaufen blieb den allermeisten Haushaltspolitikern während der parlamentarischen Sommerpause nicht. Nach der Regierungsbildung im April mussten sie gleich zwei Bundeshaushalte zusammenzimmern: Einerseits den Etat für das laufende Jahr, die Ampel-Koalition war schließlich daran zerbrochen, andererseits den Haushalt für 2026. Jede Menge Arbeit also.
Die Freude bei den Haushaltspolitikern dürfte daher groß sein, dass es nun (fast) geschafft ist. An diesem Donnerstag stimmt der Bundestag abschließend über den Etat für 2025 ab. Unmittelbar davor haben die "kleinen Könige des Parlaments", wie die mächtigen Haushälter im politischen Berlin auch genannt werden, nochmal ihren großen Auftritt. Und den werden sie nutzen, um ein Ritual zu pflegen, das längst zu einer Art Running Gag im politischen Berlin geworden ist.
Bingo im Bundestag: von "Glatze" bis "Glühwein"
Vor der Schlussrunde der Haushaltsberatungen im Bundestag am Donnerstagmittag gegen 12 Uhr einigt sich der exklusive Kreis der Chef-Haushälter auf ein Codewort, das fraktionsübergreifend möglichst unauffällig in jede Rede eingespeist werden soll. In den vergangenen Jahren waren das unter anderem Begriffe wie "Kapitänsbinde", "Reeperbahn-Festival", "Glatze", "Glühwein" oder "Herdenschutzesel". Auch für dieses Jahr wurde offenbar ein Codewort verabredet, mehr dazu später.
Beim Etat 2024 sorgte der "Zirkuspädagoge" für Heiterkeit im Plenum. CDU-Haushälter Helge Braun nutzte den Begriff für einen kleinen Seitenhieb: "Ich hatte zeitweilig das Gefühl, eine mehrjährige Berufserfahrung als Zirkuspädagoge wäre nicht schlecht gewesen." Schließlich war der Etat fast fertig gewesen, bis den Abgeordneten das Verfassungsgericht in die Quere kam und die Ampel-Regierung neu beraten, umschichten und sparen musste.
Nachvollziehbar also, dass SPD-Mann Dennis Rohde dem damaligen Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer für sein Vermittlungsgeschick dankte, der oft "wie ein Zirkuspädagoge" zwischen Ministern und Staatssekretären agiert habe. Auch die Opposition zog mit: AfD-Haushälter Peter Boehringer spottete, es sei fast schon logisch, dass die Ampel-Koalition auch "noch Zirkuspädagogen finanziere".
Feste Regeln für das Codewort gibt es eigentlich nicht, es kann mal mit einer beteiligten Person verknüpft sein – wie "Sylt", wo der damalige Finanzminister Christian Lindner seine Hochzeit gefeiert hatte. Oder sich an einer aktuellen Debatte orientieren: Das Hin und Her um die "Kapitätsbinde" von Manuel Neuer bei der WM in Katar hatte nicht nur hierzulande hitzige Diskussionen zur Folge.
"Der Ausdruck dieses sich selbst nicht so wichtig Nehmens ist die Tradition des Codeworts in der Schlussrunde", erklärte einmal der FDP-Haushälter Otto Fricke im stern. "Die Leute glauben ja immer, dass wir Haushälter uns besonders wichtig nehmen. Das stimmt nicht. Die Sache ist uns wichtig."

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Und in diesem Jahr? Sollten Sie wohl auf das Wort "Sommernachtstraum" achten, Titel einer Shakespeare-Komödie – und womöglich ein Augenzwinkern der Haushälter wegen ihrer weniger erholsamen Sommerwochen.