Transparency-International zur Korruption Jeder vierte Erdenbürger hat "geschmiert"

Gut geschmiert läuft's häufig besser. In vielen Ländern trifft diese alte Lebensweisheit nicht nur auf Tür und Angel, sondern auch auf Behörden, Polizei und Politik zu. So zumindeste besagt es eine Studie der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International.

Korruption ist einer Studie zufolge weltweit auf dem Vormarsch: Einer von vier Menschen auf der Welt hat in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder an Behörden oder Institutionen gezahlt, heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International. Die EU kündigte unterdessen an, künftig härter gegen Korruption vorgehen zu wollen.

Transparency befragte mehr als 91.000 Menschen in 86 Ländern und Regionen für die anlässlich des Welt-Anti-Korruptionstags veröffentlichte Studie. Rund die Hälfte derjenigen, die Bestechungsgelder zahlten, gab demnach als Begründung an, damit Probleme umgehen zu wollen. Rund ein Viertel wollte nach eigenen Angaben Behördenvorgänge beschleunigen. Untersucht wurden vor allem Zahlungen etwa an Gesundheitsbehörden, die Polizei oder Steuereinrichtungen.

Am weitesten verbreitet sind Schmiergeldzahlungen dem Korruptionsbarometer zufolge in Afrika südlich der Sahara. Hier zahlte mehr als die Hälfte der Befragten in diesem Jahr bereits Schmiergelder an korrupte Beamte. Danach folgen der Nahe Osten sowie Nordafrika, wo gut ein Drittel von solchen Zahlungen berichtete. Vergleichsweise niedrig lag der Anteil von Schmiergeldzahlungen in Europa und Nordamerika. Hier berichteten fünf Prozent der Befragten, in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder gezahlt zu haben.

In Deutschland lag der Anteil noch darunter: "Nur zwei Prozent der Deutschen sagen, dass sie in den letzten zwölf Monaten Schmiergelder gezahlt haben, um zum Beispiel irgendwelche Vergünstigungen im öffentlichen Bereich, öffentliche Leistungen zu bekommen." sagte Transparency-Vorsitzende Edda Müller dem Sender n-tv. An der Spitze der Korruptionsanfälligkeit stünden nach Auffassung der Befragten die politischen Parteien, darauf folge die Privatwirtschaft.

Eine große Mehrheit der Befragten ist der Transparency-Studie zufolge der Ansicht, dass sich die Korruption in den vergangenen drei Jahren verschärft hat. Insgesamt 73 Prozent waren in Europa und 67 Prozent in Nordamerika dieser Meinung.

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström kündigte unterdessen an, härter gegen Korruption in den EU-Mitgliedsstaaten vorgehen zu wollen. "Wir hoffen, nächstes Jahr ein Anti-Korruptionspaket präsentieren zu können", sagte Malmström der Zeitung "Die Welt" vom Donnerstag. Dazu seien eine neu gefasste EU-Strategie zur Korruptionsbekämpfung sowie schärfere Kontrollmechanismen geplant. Acht von zehn EU-Bürgern glaubten, dass es in den Verwaltungen ihres Landes Korruption gebe.

Die EU-Kommissarin kritisierte im Gespräch mit der Zeitung zudem, dass die einzelnen Mitgliedstaaten die EU-Regeln gegen Korruption nur sehr uneinheitlich umsetzten. Malmström regt an, dass die einzelnen EU-Länder ab 2012 regelmäßig darüber berichten, wie sie Korruption bekämpfen.

AFP
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