"Beten für Wiederwahl" Trump dankt Springer-Chef Döpfner – so reagiert der Verlag auf das Lob

Mathias Döpfner
Verlagsvorstand mit Hang zur Ironie? Mathias Döpfner
© Action Press
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat in einem Text gefordert, für die Wiederwahl von Donald Trump "zu beten". Ein Scherz, heißt es, der Ex-US-Präsident bedankte sich dennoch. "Döpfner ins Trump-Lager zu stellen, ist Quatsch", heißt es beim Verlag nun.

Seit einigen Tagen macht eine Mail die Runde, die für Verwirrung, aber auch Begeisterung sorgt. So hatte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer ("Bild", "Welt") in einem Schreiben kurz vor der US-Präsidentschaftswahl Donald Trump gelobt. Konkret schrieb er:  "Wollen wir uns alle am 3. November (der Wahltag, d.Red.) morgens für eine Stunde zusammensetzen und dafür beten, dass Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird?"

"Trump versteht Döpfners Scherz nicht"

Nun hat der letztlich unterlegende Ex-Präsident auf die warmen Worte aus Deutschland reagiert und sich ausdrücklich beim Verlagschef bedankt: "Danke an den sehr großartigen Mathias Döpfner", schrieb Trump auf seinem Netzwerk "TruthSocial". Und weiter: "Die gute Nachricht ist, WIR HABEN GEWONNEN. Mit Abstand." Damit wiederholt das Ex-Staatsoberhaupt nicht nur sein Dauermantra von der angeblich gestohlenen Wahl, sondern stellt auch noch eine Verbindung zu Mathias Döpfner und Axel Springer her.

Dort aber verwahrt man sich gegen die Vereinnahmung. "Wenn Donald Trump glaubt, in Mathias Döpfner einen Verbündeten zu haben, dann liegt er falsch", sagte Verlagssprecherin Edda Fels zum stern. Die Aufforderung, für Trumps Wiederwahl zu beten, sei eindeutig ein Scherz gewesen. Das aber habe Donald Trump nicht verstanden. "Mathias Döpfner ins Trump-Lager zu stellen, ist Quatsch", so Fels weiter. Dazu brauche man auch nur frühere Äußerungen des Springer-Vorstands lesen, die "deutlich mit Trump ins Gericht gehen".

Trump habe "fünf von sechs Richtigen"

Am vergangenen Wochenende hatte die "Washington Post" zuerst über Döpfners Mail berichtet – deren Inhalt er zunächst nicht bestätigen wollte. Der Vorstandsvorsitzende hatte die Textnachricht im Oktober 2020 an seine vier engsten Mitarbeiter geschickt. Von den sechs wichtigsten Themen der letzten zehn Jahre, habe Trump mit seiner Politik "fünf Richtige" gehabt, so Döpfner. Unter anderem schreibt er von der "Stärkung des westlichen Sicherheitsbündnisses genannt Nato", "Stabilisierung der größten Marktwirtschaft der Welt (USA) durch Steuerreformen" und "Stabilität und Sicherheit im Mittleren Osten".

Von der Zeitung mit dem Schreiben konfrontiert, leugnete Döpfner zunächst die Existenz. "Das ist an sich falsch. Das gibt es nicht. Das ist nie verschickt worden und ist auch nie angedacht worden", wird er von der "Washington Post" zitiert. Als die Journalisten dem Springer-Chef einen Ausdruck der Mail gezeigt hätten, sei er zurückgerudert. Es sei möglich, dass er die E-Mail "als ironische, provokative Äußerung im Kreis der Leute, die Donald Trump hassen", verschickt habe. Sowas täte er gerne einmal. "Das bin ich", habe er gesagt. "Das könnte sein."

Döpfners Neigung zur Ironie

Mit einer ähnlichen Begründung hatte Mathias Döpfner im Oktober vergangenen Jahres Äußerungen über eine angeblich autoritäre Bundesrepublik verteidigt. Damals hatte die "New York Times" Zitate aus Kurznachrichten-Chats zwischen dem Springer-Chef und Autor Benjamin von Stuckrad-Barre veröffentlicht. Der damalige "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, so Döpfner, sei "halt wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland der noch mutig gegen [den] neuen DDR Obrigkeitsstaat aufbegehrt. Fast alle anderen sind zu Propaganda Assistenten geworden." Döpfner hatte auch damals anschließend zunächst auf Ironie und Übertreibungen in privaten Dialogen hingewiesen, sich aber später für die Nachricht entschuldigt. 

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Quellen: "Washington Post", DPA, "Spiegel Online", Meedia

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