Markus Söder hat eine Antwort auf jede Frage, auch wenn die nicht immer zufriedenstellend oder überhaupt wirklich mit Inhalt gefüllt ist. Dann ist es die Aufgabe der Journalistin weiter nachzubohren, sich nicht abwimmeln zu lassen. Genau das hat Sandra Maischberger in ihrer Sendung "Maischberger. Die Woche" am Mittwochabend getan. Das Ergebnis aller Antworten des Abends stark verkürzt: Alle anderen machen auch nicht alles gut. Oder, um es mit Söders Worten auszudrücken: "Ich habe nicht gesagt, dass wir [in Bayern] alles richtig machen, aber Sie sagen, wir machen alles falsch". Und das stimme eben nicht.
Höchste Corona-Zahlen: Fünf Landkreise in Bayern
Der bayrische Ministerpräsident war nicht persönlich im Studio, sondern entgegen anders lautender Verabredungen spontan doch nur per Video zugeschaltet. Der Grund: Es sei in diesen Tagen ja nicht so einfach, irgendwo persönlich zu erscheinen. Das mag für den Ministerpräsidenten stimmen, für viele Millionen Deutsche tut es das nur bedingt. Denn die müssen, trotz Höchstständen bei den Inzidenzen, anwesend sein – am Arbeitsort oder in der Schule.
Nun befinden sich fünf der insgesamt neun Landkreise mit den höchsten Inzidenzzahlen in Bayern. Als Erklärung für diesen Umstand verwies Söder zunächst darauf, dass ja auch andere Regionen Deutschlands mit hohen Zahlen zu kämpfen hätten. Auf Maischbergers vehementes Nachfragen räumte Söder ein, dass die Impfbereitschaft in den betroffenen Gebieten generell nicht besonders hoch sei, es würden dort aber auch viele Querdenker und Esoteriker leben.
Markus Söder: 2G+ und "partielle Impfpflicht" kommen
Es gebe diesen Winter nur zwei Möglichkeiten: "Impfen oder Corona bekommen", so Markus Söder. Aber es sind ja genau solch kernige Sprüche, die überhaupt nichts bewirken, denn natürlich ist längst bekannt, dass man auch mit Impfung Corona bekommen kann. Werbung fürs Impfen sollte also vor allem in den Vordergrund stellen, was der Vorteil der Corona-Impfung denn wirklich ist. Und dazu gehört, neben einem sehr viel harmloseren Verlauf der Infektion auch, weiterhin am öffentlichen Leben teilhaben zu können. Denn 2G oder 2G+ wird kommen, dafür sprach sich auch Söder aus.
Genauso wie für eine "partielle Impfpflicht". Warum Anfang Oktober dann noch von Weihnachtsmärkten gesprochen wurde, und die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben, wollte Maischberger wissen. Söder wand sich: "Wir haben als Letzte etwas geöffnet und mit Sachsen [zusammen] als erste wieder geschlossen", so der CSU-Chef. Das ist zwar keine Antwort auf die Frage, soll aber signalisieren, dass ja irgendwas getan wird. Nur was genau, dass ist vielen Menschen nicht mehr ganz so klar.
Söder: 2G im Sommer wäre unverhältnismäßig gewesen
Es würden alle „dämpfenden Maßnahmen“ ergriffen werden, der Ausruf des Katastrophenfalls in Bayern sei auch ein wichtiges Signal gewesen, um deutlich zu machen, wie ernst die Lage sei. Die meisten geimpften Bewohner:innen Bayerns hätten das wohl nicht gebraucht und es steht zu erwarten, dass es für die Ungeimpften keine abschreckende Wirkung hat.
Die 2G-Regeln bereits im Sommer, als die Zahlen noch niedrig waren, einzuführen, wie Gastgeberin Maischberger es nahelegte, wäre unverhältnismäßig gewesen. Aber jetzt sollte schnell gehandelt werden, Söder empfahl, Weihnachtsmärkte abzusagen und wenn sie stattfinden würden, dann nur mit Maskenpflicht und ohne Ausschank von Alkohol. "Eine Nürnberger Bratwurst" würde den Abend auch retten, scherzte der Bayer kurz vor der Verabschiedung aus dem Talk.
Epidemische Lage: Söder kritisiert "Freund Jens Spahn"
Es gäbe, so Söder, eine "moralische Impfpflicht für alle", um sich und andere zu schützen. Das gelte insbesondere für pflegende Berufe. Es sollte nach Meinung des CSU-Politikers aber auch gelten: Wer 3G am Arbeitsplatz verweigert, "sollte auf jeden Fall ins Homeoffice gehen". Beim Thema Impfen spaltet sich die Gesellschaft, während in solchen Talkshows laut Söder oft unter "engagierten Demokraten" gestritten wird, seien manche Menschen einfach überhaupt nicht mehr für Argumente zugänglich. Es sei fast so, als gäbe es zwei Viren, sagte der bayrische Ministerpräsident. Einmal "Corona und das Virus der Unvernunft". Wie dieser Unvernunft begegnet werden kann, da blieb Söder die Antwort aber schuldig.
Viel mehr ging es ihm darum, sich permanent in ein gutes Licht zu rücken, während er gleichzeitig die anderen in den Schatten schieben wollte. "Professor Kekulé hat gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, Herr Drosten selber hat noch im August darauf hingewiesen, dass wahrscheinlich die Booster-Impfung nur für sehr wenige dringend notwendig ist". Und der Seitenhieb Richtung Unionskollegen Spahn durfte natürlich auch nicht fehlen. "Unser Freund Jens Spahn", so Söder, "hat ja noch als Erster das Ende der epidemischen Lage ausgerufen". All das soll verdeutlichen, dass Markus Söder selbstverständlich auch nicht schlechter gehandelt hat, als alle anderen. Und natürlich kann man sagen, dass kein Weg durch die Pandemie perfekt ist, es muss auf Sicht gefahren werden. Klare Ansagen vermochte Markus Söder trotz des Ernstes der Lage aber nicht zu machen.

Markus Söder vs. Armin Laschet? "Es ist jetzt vorbei"
Mit sichtlichem Unwillen stellte sich Söder dann noch Fragen zum verpatzten Wahlkampf der Union. Armin Laschet hatte vor zwei Wochen berichtet, dass, freundlich formuliert, die Unterstützung der Unionsparteien für ihn stark ausbaufähig gewesen sei. Söder echauffierte sich, es sei schlechter Stil darüber überhaupt zu sprechen. Für ihn sei klar, "dass man aus vertraulichen Telefonaten nicht viel erzählt". Vieles im Wahlkampf sei anders gelaufen als geplant, aber das sei nicht seine Schuld gewesen. Sicherlich, so Bayerns Ministerpräsident weiter, hätte es schon schlechtere CSU-Chefs vor ihm gegeben. Das als Maßstab zu nehmen, reichte Sandra Maischberger bei weitem nicht. Auf mehrfache Nachfrage, ob er im Wahlkampf keine Fehler gemacht habe, antwortete Söder ausweichend: "Ich mache den ganzen Tag Fehler. Wer entscheidet, der macht auch mal Fehler."
Als die Moderatorin ihn mit Franz Beckenbauer verglich, der auch aus jeder Niederlage noch einen Gewinn für sich konstruieren wolle, machte sich Söder selber klein. "Der Kaiser ist der Kaiser und ich bin nur der Markus". Jetzt sei es auch mal gut mit der Rückschau: "So what. Es ist jetzt ehrlich gesagt vorbei."