Umfragen zufolge werden nach der Wahl am 22. Mai SPD, CDU, Grüne und FPD in den nordrhein-westfälischen Landtag einziehen. Nachfolgend ein Überblick über die Spitzenkandidaten der vier Parteien.
SPD - Peer Steinbrück
Peer Steinbrück ist seit November 2002 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Der gebürtige Hamburger - damals Finanzminister in Düsseldorf - sprang in die Bresche, als NRW-Regierungschef Wolfgang Clement dem Ruf von Kanzler Gerhard Schröder folgte und ins Bundeskabinett wechselte. "Ich hatte 24 Stunden Bedenkzeit und habe mich in fünf Minuten entschieden." Selbstzweifel plagen Steinbrück selten.
Steinbrück gilt als ausgewiesener Wirtschaftsfachmann. Den Reformkurs der rot-grünen Bundesregierung hat er stets unterstützt. Nur mühsam konnte er sich mit den Grünen als Koalitionspartner anfreunden. Erst wenige Monate im Amt, löste Steinbrück ("Wir brauchen mehr Rot pur in Düsseldorf") im Sommer 2003 eine schwere Koalitionskrise aus. Auf Druck aus Berlin blieb das Bündnis aber zusammen. Inzwischen lobt Steinbrück die Zusammenarbeit in der Koalition und ist mit einem - inzwischen leicht relativierten - Bekenntnis zur Fortsetzung von Rot-Grün in den Wahlkampf gezogen.
Steinbrück hat ein Faible für britischen Humor und gilt als passabler Hobby-Schachspieler. Der 58-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine Frau Gertrud arbeitet als Biologielehrerin an einem Bonner Gymnasium.
CDU - Jürgen Rüttgers
Jürgen Rüttgers will im zweiten Anlauf an die Macht in Nordrhein-Westfalen. Der Jurist ist seit 30 Jahren der erste CDU-Spitzenkandidat des Landes, der seine Partei zwei Mal nacheinander in eine Landtagswahl führt. Zusammen mit der FDP will er am 22. Mai die rot-grüne Koalition ablösen.
Rüttgers steht seit Januar 1999 an der Spitze der NRW-CDU, seit Mai 2000 ist er auch Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. In dieser Zeit wurde die CDU zur stärksten kommunalpolitischen Kraft in Nordrhein-Westfalen. In der Landespolitik war der Rheinländer bislang weniger erfolgreich. Als Ursache für seine Wahlniederlage 2000 machte er die Spendenaffäre von Altkanzler Helmut Kohl aus.
Mit seiner verkürzten und umstrittenen "Kinder-statt-Inder"-Äußerung - in der Debatte um die Anwerbung ausländischer Fachkräfte - hatte Rüttgers allerdings selbst Negativ-Schlagzeilen gemacht. Mit Äußerungen zur Überlegenheit des Christentums löste er auch im laufenden Wahlkampf Empörung aus, die sich diesmal aber schnell legte.

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Rüttgers ist verheiratet und hat drei Söhne. Als Hobbys nennt er Gartenarbeit sowie das Lesen von Geschichtsbüchern und Kriminalromanen.
Grüne - Bärbel Höhn
Die Grüne Bärbel Höhn ist seit Bildung der rot-grünen Koalition vor zehn Jahren Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen - und damit gemeinsam mit Bauminister Michael Vesper das am längsten ununterbrochen amtierende grüne Kabinettsmitglied in Deutschland. Mehrmals stand die 52-Jährige im Mittelpunkt schwerer Koalitionskonflikte, etwa beim Braunkohlentagebau Garzweiler II. Jedes Mal gelang es ihr aber, die Parteibasis vom Bruch der Koalition abzuhalten.
Versuche der SPD, Höhn aus der Landesregierung herauszudrängen, sind immer wieder gescheitert. Vor fünf Jahren musste sie zwar die Landesplanung abgeben - unter anderem mit der Kompetenz für die Genehmigung des umstrittenen Braunkohlenabbaus - erhielt dafür aber die Zuständigkeit für den Verbraucherschutz, den sie seitdem mit Gespür für öffentlichkeitswirksame Themen nutzt. Ihr konsequenter Einsatz bei Themen wie BSE oder Dioxin brachte ihr zusätzliche Popularität. Höhn ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
FDP - Ingo Wolf
Ingo Wolf ist Nachfolger von Jürgen Möllemann als FDP-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Der grauhaarige 50-Jährige ist das politische Gegenmodell zum medienwirksamen Möllemann, der die FDP vor fünf Jahren mit einem furiosen Wahlkampf aus dem landespolitischen Abseits zurück in das Parlament Nordrhein-Westfalens führte.
Wolf bemüht sich oft vergeblich darum, ähnlich viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wie sein Vorgänger. Das größte Interesse fand zuletzt sein hohes Jahreseinkommen von rund 200.000 Euro, das sich aus Dreifach-Bezügen als Abgeordneter, Fraktionschef und ehemaliger Oberkreisdirektor speist.
Wolf, der nach der Landtagswahl in einer schwarz-gelben Regierung Minister werden will, kam im Oktober 2002 unerwartet an die Spitze der Landtagsfraktion. Eigentlich wollte er damals in den Bundestag wechseln. Nach dem Ausschluss Möllemanns wurde Wolf zum FDP-Fraktionschef gewählt. Wolf ist verheiratet und hat drei Kinder.