Wie kein zweiter FDP-Landesvorsitzender hat Andreas Pinkwart (49) aus Nordrhein-Westfalen in jüngster Zeit für Aufruhr in der Bundesregierung gesorgt. Sein Vorstoß für eine Aussetzung der Hotel-Steuersenkung wurde von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich abgeschmettert. Pinkwart muss knapp drei Monate vor der Landtagswahl in NRW angesichts schlechter Umfragewerte um eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition an Rhein und Ruhr bangen.
Als Steuerfachmann genießt Pinkwart in seiner Partei großes Ansehen. Gelernt hat er das politische Handwerk als Büroleiter des damaligen FDP-Bundestagsfraktionschefs Hermann Otto Solms. Doch in letzter Zeit scheint sich Pinkwart auch ein wenig an dem 2003 gestorbenen Jürgen Möllemann zu orientieren. Wie einst Möllemann, dessen Vertreter in NRW Pinkwart zeitweise war, bringt er die eigene Parteiführung durch provokante Interviews in die Bredouille.
Pinkwart hatte 1996 den Weg in die nordrhein-westfälische Landespolitik gefunden und war hinter Möllemann zum Parteivize gewählt worden. Als Möllemann vor der Bundestagswahl 2002 ein israel- kritisches Faltblatt verteilen ließ und sich in einer Finanzaffäre verstrickte, ging Pinkwart als erster FDP-Landespolitiker auf Distanz und forderte seinen Rücktritt. Seit Ende 2002 ist Pinkwart selbst Vorsitzender des größten FDP-Landesverbands.
Nach der Landtagswahl 2005 wechselte Pinkwart überraschend aus dem Bundestag nach Düsseldorf und übernahm das auf ihn zugeschnittene Innovationsministerium in der neuen schwarz-gelben Landesregierung. Unter Pinkwart wurden an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen Studiengebühren eingeführt. Gleichzeitig baute er ein Stipendiensystem auf, das bundesweit als vorbildlich gilt.
Als Professor für Betriebswirtschaft hat Pinkwart an mehreren Hochschulen in Nordrhein-Westfalen gelehrt. Durch seine Forschungen kennt sich der Vater von zwei Kindern mit unübersichtlichen Situationen bestens aus. Eines der Themen, mit denen er sich intensiv beschäftigt hat, lautet: "Chaos und Unternehmenskrise".