Zwei Kandidaten haben um die Nachfolge Seehofers gebuhlt. Johannes Singhammer zog seine Kandidatur zurück, übrig blieb Wolfgang Zöller. "Ich finde es durchaus ehrenvoll, dass ich ins Gespräch gekommen bin für diese herausragende Position", sagte Singhammer. "Ich glaube aber, dass die CSU jetzt geschlossen auftreten soll. Und Zöller ist ein ausgewiesener Gesundheitsexperte." Damit ist der Weg für Zöllers Ernennung frei. Die CSU-Landesgruppe soll am Freitag in einer Sondersitzung darüber entscheiden.
Zöller will mit Seehofer zusammenarbeiten
Der 62-jährige Zöller hatte zuvor erklärt, er wolle das Amt übernehmen, das ihm CSU-Landesgruppenchef Michael Glos angeboten habe. Für den Fall seiner Wahl kündigte Zöller an, auch weiter eng mit Seehofer zusammenzuarbeiten, der sich im Streit über das Gesundheitsreform-Konzept von CDU und CSU aus der Fraktionsspitze zurückgezogen hatte. Zöller ist seit 1998 stellvertretender Vorsitzender des Bundestags-Ausschusses für die Bereiche Gesundheit und Soziale Sicherung.
Zöller schloss nicht aus, dass das Gesundheitskonzept der Union noch an einzelnen Stellen nachgebessert werden könnte. "Manche tun so, als ob schon ein fertiger Gesetzentwurf vorläge", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Alle Bedenken gegen das Konzept müssen aufgearbeitet werden. Man wird über die Zahlen nochmal drüber gehen. Ich möchte die Schwachstellen bis zum Sommer abstellen." Die Union brauche außerdem tragfähige Konzepte für eine Reform der Pflege- und der Rentenversicherung.
Rückenstärkung für Seehofer aus Bayern
Der bayerische CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann hat dem umstrittenen Parteivize Horst Seehofer den Rücken gestärkt. "Horst Seehofer ist ein großer Sozialpolitiker. Wir brauchen ihn weiter in seiner Spitzenposition in unserer Partei", sagte Herrmann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA in München. Das gemeinsame Bemühen werde sein, ihn in dieser Position zu behalten. "Allerdings liegt es auf der Hand, dass sich Horst Seehofer weiter entsprechend in unser Team einbringen sollte."
Äußerungen der stellvertretenden Parteivorsitzenden Barbara Stamm, die Seehofer wegen seiner anhaltenden Kritik am Gesundheitskompromiss der Union indirekt den Rücktritt nahe gelegt hatte, wies Herrmann zurück. "Es gibt keinen Grund für Personalspekulationen", sagte er. Er sei sicher, dass Seehofer die Dinge im Laufe der Zeit anders beurteilen werde als "im ersten Eifer des Gefechts".

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Seehofer geht ins Kloster
Horst Seehofer will nach dem Rücktritt als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu Exerzitien in ein Benediktinerkloster in der Oberpfalz gehen. "Nirgendwo kann ich die Möbel in meinem Kopf besser ordnen als in einem Konvent", sagte der CSU-Politiker der Illustrierten "Bunte". "Man lernt bei den Mönchen loslassen von den Zwängen."
Seehofer sagte, er habe Konsequenzen aus seiner verschleppten Herzmuskelentzündung vor zwei Jahren gezogen. "Das stressige Leben im Hamsterrad habe ich abgeschafft. Manche unterstellen mir aufreizende Gelassenheit." Ihm mache es nichts mehr aus, wenn man in seiner Abwesenheit über ihn rede. "Mir ist piepegal, ob auf einem vierseitigen Antrag an den Deutschen Bundestag auf Seite vier rechts oben noch ein Halbsatz eingefügt werden müsste", erklärte der Abgeordnete. "Aber vor allem danke ich dem lieben Gott, dass sich mein Herz in Größe und Pumpfunktion wieder völlig normalisiert hat."