"heute wichtig" Kriegsreporter nach dem Tod eines Kollegen: "Darauf kann man sich nicht vorbereiten"

Kriegsreporter Max Hermes in der Ukraine
Musste trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erleben, wie ein Kollege in der Ukraine getötet wurde: Kriegsreporter Max Hermes
© Welt Nachrichtensender
In einem Kriegsgebiet wie der Ukraine treffen Reporter:innen viele Sicherheitsvorkehrungen. Doch was, wenn trotz allem ein Kollege stirbt? "Welt TV"-Reporter Max Hermes hat erlebt, dass ein Kameramann während eines Drehs getötet wurde – in einem Lkw, in dem er selbst sitzen sollte.

Seitdem der Krieg in der Ukraine vor dreieinhalb Monaten angefangen hat, hört man in fast jeder Nachrichtensendung davon. Doch dieser konstante Informationsfluss ist nur möglich, weil Reporter:innen von vor Ort berichten und zum Teil ihr Leben  im Kriegsgebiet riskieren. Journalist Max Hermes war früher bei RTL und berichtet heute für den Fernsehsender "Welt TV". In der 294. Folge des Daily Podcasts "heute wichtig" berichtet er von einem traumatischen Erlebnis Ende Mai. Max Hermes war in nächster Nähe, als ein Kameramann während eines Drehs im Donbass tödlich von einem Splitter getroffen wird: "An dieser Stelle hätte auch mein Kameramann sitzen können."

Krieg in der Ukraine: Kameramann starb durch einen Splitter  

"Wir hatten unsere Dreharbeiten im Grunde abgeschlossen. [...] In dem Moment kam ein qualmender Truck, in der Frontscheibe waren Splitter zu sehen", berichtet Max Hermes im Gespräch mit Mirjam Bittner. Ein blutüberströmter Polizist verlässt den Lkw, im Hintergrund liegt eine reglose Person. Schnell stellt sich heraus, es handelt sich um einen Presse-Kollegen. Der französische Kameramann Frédéric Leclerc-Imhoff saß vorne auf dem Beifahrersitz und hatte gerade gedreht, da gerät der Wagen unter Beschuss. Leclerc-Imhoff wird von einem Splitter getroffen und stirbt. Die Kollegen sitzen hinten im Truck und müssen alles mit ansehen. Als der Lkw stoppt, retten sich alle in eine nahegelegene Polizeistation. Dort erfassen sie nur langsam, was passiert ist, erzählt Hermes stockend: "Der französische Kollege und ich lagen uns in den Armen und haben geweint." Die Polizei eskortiert die Teams später in einem gepanzerten Fahrzeug aus dem Gebiet. 

Michel Abdollahi
Host Michel Abdollahi

Podcast "heute wichtig"

Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

 

"Französischer Kollege und ich lagen uns in den Armen und haben geweint" 

Viel Zeit, um alles zu verarbeiten, hatte Max Hermes bisher nicht. Fast direkt im Anschluss stellte er sich vor die Kamera und berichtete live von dem gerade Erlebten. Zurück in Deutschland möchte er eine psychologische Beratung aufsuchen und wird dabei auch vom Verlag unterstützt. Eines hat Hermes jetzt realisiert: "Ich bin als Reporter im Kriegsgebiet. Es gibt immer ein Restrisiko, man kann keine hundertprozentige Sicherheit garantieren." Schutzmaßnahmen wie ein Helm, eine kugelsichere Weste und ortskundige Sicherheitsteams sollen dieses Restrisiko aber so weit wie möglich minimieren. Mittlerweile ist Max Hermes wieder in Deutschland, möchte aber erneut in die Ukraine zurückkehren und weiter über den Krieg berichten.

Bisher wurden in der Ukraine acht Medienschaffende getötet, und mindestens 14 weitere verletzt, berichtet die Organisation "Reporter ohne Grenzen". Die ukrainische Regierung spricht bereits von 32 toten Kolleg:innen. 

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mkb / dho

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