Wasserstoff ist nicht per se grün, nachhaltig und Co2-arm. Der Wasserstoffbeauftrage der Bundesregierung, Stefan Kaufmann, erklärt in der 350. Folge des Podcasts "heute wichtig" die verschiedenen Arten des Elements und klärt über Probleme auf: "Es gibt derzeit nur sehr wenige Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff, die müssen alle noch gebaut werden. Was wir gerade in industriellen Prozessen, z.B. in der Chemie-Industrie oder zur Herstellung von Düngemitteln haben, ist grauer Wasserstoff. Bei der Herstellung von grauem Wasserstoff, mittels Erdgas, wird aber sehr viel CO2 frei – und das ist gerade das, was wir mit grünem Wasserstoff verhindern wollen. Es geht jetzt um eine Transformation: Ersetze grauen Wasserstoff durch grünen Wasserstoff, durch Elektrolyseverfahren. Und dazu brauchen wir sehr viel erneuerbare zusätzliche Energien."
Grüner, pinker, grauer und blauer Wasserstoff
Es gibt aber auch noch andere Arten der Erzeugung von Wasserstoff und mit den verschiedenen Verfahren unterscheidet sich auch der CO2-Ausstoß und auch die Energie, die dafür benötigt wird: "Grüner Wasserstoff, wie wir hier in Deutschland auch darüber reden, ist eben Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, das ist eine klare Definition. Der pinke Wasserstoff aus Atomenergie, klimafreundlicher als grauer Wasserstoff (aus Erdgas)." Und wenn bei der Produktion von Wasserstoff das CO2 nicht einfach entweicht, sondern gespeichert wird oder daraus sogar Kraftstoffe hergestellt werden, dann wird der Wasserstoff als "blau" bezeichnet.
Auf die Mischung kommt es an
Welche Erneuerbare Energie wo zum Einsatz kommt, das sollte man sich individuell anschauen, dafür plädiert Kaufmann. Denn: "Brennstoffzellen-Busse sind nach wie vor deutlich teurer, als Verbrennermotor-Busse aber natürlich auch als Elektro-Busse. Deshalb muss man bei der Mobilität immer schauen, wo macht Elektro Sinn und wo macht Wasserstoff Sinn. Bei großen Maschinen, bei Bussen, die bspw. in meiner Heimatstadt Stuttgart viel über Berg und Tal fahren, auch im Winter längere Strecken fahren, da reicht oft die Batterie nicht aus. Bei schweren Baumaschinen und Pistenraupen, bei großen Baggern, überall dort, wird wahrscheinlich ein E-Motor nicht ausreichen - dort ist eben dann ein Wasserstoff-Verbrennungs-Motor oder eben die Brennstoffzelle die bessere Option. In einem Kleinwagen macht eine Batterie sicherlich mehr Sinn."
Um die Co2-Bilanz zu senken, wird es also darauf ankommen, wie viel grünen Wasserstoff Deutschland produzieren kann. Dafür ist dann aber wiederum viel erneuerbare Energie notwendig.
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