Mona Neubaur Es geht darum, dem blutigen System Putin Einhalt zu gebieten

Ein Gastbeitrag von Mona Neubaur
Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin
Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin auf einer Demo für die Ukraine im Januar
© Imago
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hat zum zweijährigen Kriegsjubiläum die Ukraine besucht und dabei viel Leid, aber auch Hoffnung und Mut gesehen – und sie hat klare Forderungen, wie es weitergehen muss.

Seit zwei Jahren leiden und sterben Menschen in der Ukraine. Raketenangriffe, Kälte, Hunger – das ist Alltag für viele Menschen hier.

Auch wenn sich das Leben in Kiew auf den ersten Blick fast normal anfühlt, ist es das auf den zweiten nicht. Der Krieg ist allgegenwärtig. Nimmt den Kleinsten die Kindheit, die Väter, den Jüngsten die Mütter und Zukunft und allen die Freiheit!

Als Putin vor zwei Jahren dachte, er könne sein Nachbarland einfach überrennen, haben ihn die Ukrainerinnen und Ukrainern eines besseren belehrt. Männer, Frauen, Kinder stellen sich vor russische Panzer, leisten Widerstand! Seitdem kämpfen die Menschen hier. Tag ein, Tag aus.

Ich habe Menschen kennengelernt, die sich um Kinder kümmern, die alles verloren haben. Vater, Mutter, Heimat und Zukunft.

Ich habe in Augen geblickt, die ins Nichts schauen. Ein kleines Mädchen, das wochenlang im hart umkämpften Mariupol ausgeharrt hat. Ein kleiner Junge, der in Butscha gesehen hat, was sich niemand ausmalen mag, kann oder müssen sollte.

Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin
Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin auf dem Weg in die Ukraine
© Privat

"We are Ukrainains – we don‘t give up!"

Und dennoch war auch die Hoffnung, die Kraft, der Stolz, das Lachen. Die Freude in den Augen der kleinen Milana, als sie Bücher und Puzzle ausgepackt hat, die wir mitgebracht haben. Und das, obwohl sie in ihrem Leben kaum etwas anderes erlebt hat als Krieg.

"We are Ukrainains – we don‘t give up!", das haben die Kinder sich hier zum Motto gemacht. Und so geben auch die Erwachsenen nicht auf. Die Last permanent drohender Luftangriffe, Sorge um geliebte Menschen an der Front, Mütter, die ihre Kinder in Sicherheit zu Verwandten nach Polen geben - was ihnen das Herz zerreißt. Und trotzdem bleiben sie voller Mut, Hoffnung und Tatendrang. Sie wollen die Ukraine wieder aufbauen, wenn sie endlich gewonnen hat.

Meine Reise endet mit der Fahrt nach Hause, in den Frieden, in mein warmes, sicheres Bett. Also das, was Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer genommen wurde. Wir müssen handeln! Wir müssen schon jetzt den Wiederaufbau organisieren! Wir müssen Munition liefern! Wir müssen Waffen liefern! Und zwar genau die Waffensystene, die die Ukraine gerade braucht.

Mit Solidaritätsbekundungen, mit Händeschütteln können die Männer und Frauen in der Ukraine sich nicht verteidigen. Können sie uns nicht verteidigen.

Denn hier geht es um etwas größeres als das Gewinnen des Krieges. Hier geht es darum, dem blutigen System Putin Einhalt zu gebieten. Hier geht es darum, unsere Demokratie und letztlich auch unsere Freiheit zu verteidigen. Die Ukrainer sind bereit dafür alles zu opfern und sie fordern so wenig – geben wir ihnen das, was sie brauchen, damit Europa bleiben kann, was es ist: Frei und demokratisch.