Wenn man Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) fragt, wie sie die Gespräche der Großen Koalition zur Frauenquote verlaufen sind, dann sagt sie: "Wir haben in der Koalition hart verhandelt. Aber wie es jetzt aussieht, konnten wir die Union mit guten Argumenten überzeugen.“ Sie sagt aber auch: "Wer qualifizierte Frauen in der Wirtschaft als Belastung sieht, der hat den Schuss nicht gehört."
Im großen stern-Special, in dem sich 40 Frauen dazu äußern, warum die Quote allen nützt, wird klar: Viele erfolgreiche Politikerinnen quer über Parteigrenzen hinweg sprechen sich für eine Quote aus. Sie erklären, warum sie der Anfang sein muss, warum sie aber gleichzeitig nur der Anfang sein kann.
Ursula von der Leyen: "Veränderung zum Besseren kommt nicht von selbst"
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, sagt: "Ich bezeichne mich als Quotenfrau, weil ich aus persönlicher Erfahrung weiß, dass die Veränderung zum besseren nicht von selbst kommt".

Aminata Touré: "Leider muss man selbst mit Frauen diskutieren"
Die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Aminata Touré (Grüne), sagt im Gespräch: "Natürlich sträubt sich im ersten Moment alles dagegen. Wer will schon Quotenfrau genannt werden? Aber mir ist Ihre Idee sympathisch, diesen Begriff umzudeuten, neu zu definieren."

Annegret Kramp-Karrenbauer: "Mache mich in der CDU schon sehr lange für die Quote stark"
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sagt im Interview: "Unser Frauenanteil in der CDU ist zu gering. Das liegt auch daran, dass unsere Parteiarbeit nach wie vor oft zu wenig familienfreundlich ist. Aber wir haben in der Corona-Zeit dazugelernt."

Manuela Schwesig: "Es muss jetzt weitergehen"
Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mechlenburg-Vorpommern, sagt: "Die Frauenquote in Aufsichtsräten zeigt: Wir haben großartige Frauen an der Spitze von Unternehmen. Jetzt muss es weitergehen".

Katja Kipping: Ziel ist, die Quote nicht mehr zu brauchen
Die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, wünscht sich die Quote, damit sie zu einer neuen Selbstverständlichkeit führt: "Mein Ziel ist eine Situation zu schaffen, in der wir die Quote nicht mehr brauchen. Auch wenn schon viel passiert ist, es reicht nicht."

Renate Künast: "Hoffnung, dass sich diese Frauen für andere Frauen einsetzen"
Renate Künast von den Grünen sagt: "Mit mehr Frauen in Vorständen verbinde ich die Hoffnung, dass sich diese Frauen auch für andere Frauen einsetzen, die im Niedriglohnsektor arbeiten". Künast sagt auch: "Die Nichtbeachtung von diversen Talenten ist schädlich für die Wirtschaft – nicht die Quote."

Katarina Barley: "Freiwillige Quoten sind fein, aber sie bringen nichts"
Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, sagt: "Wir kennen ja alle die Zahlen: 70 Prozent der Unternehmen, setzten sich die Zielgrößen Null bei Frauen im Vorstand. Also da fällt einem ja wirklich nichts mehr ein."

Franziska Giffey: "Ich empfinde es als Ungerechtigkeit, dass all die guten Frauen nicht zum Zug kommen"
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagt: "Wir haben so viele exzellente Abiturientinnen, Studentinnen und guckt man zehn, fünfzehn Jahre später nach, wo die geblieben sind, dann sind sie alle weg. Alle diese guten Frauen finden sie nicht in den Top-Etagen deutscher Unternehmen. Das kann nicht sein."

Neben diesen Spitzenpolitikerinnen erläutern zahlreiche Frauen in Spitzenpositionen, warum die Quote nur der Anfang sein kann. Alle 40 Protagonistinnen erzählen hier ihre Argumente ausführlich in Videos und Texten. Sie erzählen Persönliches über Männer, Kinder und Karriere.