ITALIENISCHE STADT Der Bürgermeister von Triest setzt jetzt Soldaten zur Abschreckung von Migranten ein – das steckt dahinter

Der Piazza Libertà in Triest bei Nacht mit vielen obdachlosen Flüchtlingen
Auf dem Piazza Libertà in Triest tummeln sich mitunter obdachlose Flüchtlinge
© Luisa Brandl
Die Adria-Metropole Triest ist das Ziel tausender Einwanderer, die über die Balkanroute nach Europa kommen. Der Bürgermeister setzt nun Soldaten ein. Hilfsorganisationen sprechen von einer "humanitären Katastrophe" und sehen den Grund des Problems ganz woanders.

Wenn die Sonne hinter den prachtvollen Fassaden versinkt, füllt sich der Bahnhofsvorplatz: An der "Piazza della Libertà" teilen Hilfsorganisationen auf Bänken, die die gepflasterte Rotunde einrahmen, Risotto aus. Unter hohen Platanen und Kastanien stehen junge Männer aus Afghanistan, Pakistan, aus dem türkischen Kurdengebiet und aus Bangladesch Schlange. Eine weißhaarige Frau desinfiziert und bandagiert Geflüchteten die wundgelaufenen Füße. Auf den Rasenflächen jenseits der Rotunde knien Männer auf Silberfolie zum Gebet nieder.

Der Freiheitsplatz ist erste Anlaufstelle und Kontaktbörse für Asylbewerber und Geflüchtete auf der Durchreise, die über die Balkanroute nach Europa gekommen sind. Triest ist das Einfallstor für Zuwanderer aus Asien. Rund 15.000 Menschen strandeten 2022 in der Stadt im Nordosten Italiens an der Grenze zu Slowenien. Dieses Jahr sind es schon jetzt so viele. Doch die Kommune mit mehr als 200.000 Einwohnern verfügt über keine Aufnahmezentren. So suchen die Männer, zwischen 16 und 24 Jahre, im Halbdunkel nach Hilfe.