Keine Wahlempfehlung IG-Metall-Chef geht auf Distanz zur SPD

Angesichts der schlechten Umfragewerte könnte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier ein paar aufmunternde Worte sicher gut gebrauchen. Doch IG-Metall-Chef Berthold Huber, selbst Mitglied der SPD, will keine Wahlempfehlung für seine Partei abgeben. Diese Zeiten seien vorbei.

IG-Metall-Chef Berthold Huber hat eine Wahlempfehlung zugunsten von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier ausgeschlossen. "Die Zeiten, in denen die Gewerkschaften empfehlen können, wählt diesen und jenen, sind vorbei", sagte Huber der "Süddeutschen Zeitung". Deshalb gebe es von der IG Metall für die Bundestagswahl Ende September keine Empfehlungen und auch keine Wahlprüfsteine mehr.

Den Sozialdemokraten riet das SPD-Mitglied Huber, ihre "Fehler der Vergangenheit" einzusehen. Dazu zählte er die Rente mit 67 und die Hartz-IV-Reformen. Diese würden von den Menschen als Bedrohung empfunden, sagte der Gewerkschaftsboss.

Huber sprach sich gegen eine weitere Verlängerung der Abwrackprämie aus, plädierte jedoch für direkte Beteiligungen des Staates an mittelständischen Firmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten: "Nicht nur die Banken und die Autoindustrie sind systemrelevant, sondern auch und gerade der industrielle Mittelstand." Er schlug einen staatlichen Beteiligungs-Fonds von 100 Milliarden Euro vor; die Unternehmensanteile, die der Staat erwerben würde, könnten "in besseren Zeiten wieder verkauft" werden.

Huber, der seit knapp zwei Jahren IG-Metall-Chef ist, warnte zudem vor dramatisch steigenden Arbeitslosenzahlen: "Das Schlimmste wäre doch, wenn wir Ende 2010 wieder fünf Millionen Arbeitslose haben." Die Krise sei - trotz mancher positiver Prognosen - noch nicht überwunden: Die massiven Probleme stünden noch bevor.

Reuters
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