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Entlastung der Flotte Bahn kauft "kurzfristig" Intercity-Züge – und probiert etwas Neues

Intercity Deutsche Bahn
Die Innenräume der Intercity-Züge sollen noch angepasst werden, so die Deutsche Bahn
© Deutsche Bahn AG / PR
Zur Entlastung ihrer stark beanspruchten Fernzugflotte kauft die Deutsche Bahn 17 weitere Intercity-Züge – "sehr kurzfristig", wie ein Sprecher betont. Das Unternehmen geht dabei einen ungewohnten Weg.

Die Deutsche Bahn AG (DB) hat einen Kaufvertrag mit der österreichischen Westbahn GmbH über den Kauf von insgesamt 17 Zügen unterzeichnet, die im Intercity-Verkehr eingesetzt werden sollen.

Es handelt sich um gebrauchte Doppelstockzüge vom Hersteller Stadler Rail aus der Schweiz. Die Wagen waren für die Westbahn bislang zwischen Wien und Salzburg unterwegs. "Die Fahrzeuge sind größtenteils erst zwei Jahre alt und haben bei Kunden höchste Zufriedenheitswerte erreicht", teilte die Deutsche Bahn mit. "Die Züge sind in einem hervorragenden Zustand und bedeuten Komfort und Zuverlässigkeit für unsere Kunden."

Einsatz auf neuer Intercity-Linie

Sie sollen in Zukunft mit bis zu 200 Stundenkilometern über deutsche Schienen fahren. Der erste Einsatz ist nach Unternehmensangaben im kommenden Jahr auf der neuen Intercity-Linie Dresden – Berlin – Oranienburg – Rostock im Zweistundentakt geplant. Zuvor seien noch Test- und Schulungsfahrten erforderlich. "Damit löst die DB ihr Versprechen ein, die Flächenländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wieder besser an das Fernverkehrsnetz anzuschließen."

Intercity Deutsche Bahn
So könnten die Züge von außen aussehen (Visualisierung)
© Priegnitz / Deutsche Bahn AG / N+P Industrial Design / PR

Bei der Anschaffung handelt es sich um vier- und sechsteilige Triebwagenzüge, die ohne klassische Lokomotive auskommen. Auf zwei Decks sind über 300 bzw. 500 Sitzplätze untergebracht, insgesamt gibt es durch den Deal 7000 zusätzliche Sitzplätze in der Fernzugflotte der DB. W-Lan und Steckdosen an jedem Platz sind Teil der Ausstattung der Waggons. Die Deutsche Bahn verspricht "komfortable Sitzlandschaften und viel Bewegungsfreiheit". Die Innenraumgestaltung soll noch an die DB-Standards angepasst werden, zum Beispiel soll es mehr Platz für Gepäck und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste geben. Ebenso soll es einen gastronomisches Angebot in den Zügen geben, wenn auch nicht in Form eines vollwertigen Speisewagens. Zur Barrierefreiheit der Züge machte die Bahn zunächst keine Angaben. Im Betrieb bei der Westbahn können die Waggons nur bei 55 Zentimeter hohen Bahnsteigen ohne Stufen betreten oder befahren werden. Die Bahnsteige für Fernzüge in Deutschland sind oftmals 76 Zentimeter hoch.

Deutsche Bahn geht neue Wege: gebraucht statt neu

Mit der Beschaffung von Gebrauchtfahrzeugen im großen Stil geht die Deutsche Bahn im Fernverkehr neue Wege. Die bisherigen Intercity- und ICE-Züge waren stets Neuanfertigungen mit langen und teils problematischen Planungs- und Zulassungsverfahren. Erst Anfang des Jahres bestellte die DB für rund 550 Millionen Euro zunächst 23 neue Züge für den Intercity-Verkehr beim spanischen Hersteller Talgo. (Lesen Sie hier im stern mehr dazu.)

Für den Intercity-Verkehr hat die Bahn seit 2015 außerdem Dutzende neue Doppelstockwagen vom Hersteller Bombardier in Betrieb genommen, die mit maximal 160 Stundenkilometern unterwegs sein können und weniger Komfort als herkömmliche Reisezugwagen bieten.

Zum Kaufpreis der Westbahn-Züge machte die DB keine Angaben. Die Pläne für den Kauf waren bereits im Frühjahr bekannt geworden. Damals verlautete aus Aufsichtsratskreisen eine Investitionssumme von 300 Millionen Euro.

Die Westbahn als Empfängerin des Geldes wiederum plant nun die Anschaffung von 15 fabrikneuen Zügen und profitiert dabei laut Bericht des ORF von niedrigen Zinsen. Seit ihrer Gründung 2008 hat die private Eisenbahngesellschaft dem Sender zufolge 80 Millionen Euro Verlust angehäuft.

Nach Angaben der Bahn waren im vergangenen Jahr mehr als 145 Millionen Fahrgäste in den Fernzügen unterwegs gewesen – nach 142 Millionen im Jahr zuvor. Durch den modernisierten Wagenpark und ein erweitertes Zugangebot auf den Fernverkehrsstrecken will das Unternehmen in den kommenden Jahren eine erhebliche Steigerung der Fahrgastzahl erreichen.

Quellen: Deutsche Bahn AG, ORF, Nachrichtenagentur DPA

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