A. Afrikahaus: Stigmatisierung mitten in Hamburg
Das Afrikahaus wurde von dem Hamburger Architekten Martin Haller entworfen und diente als Sitz der Firma C. Woermann GmbH & Co. KG. Das Kontorhaus steht seit 1972 unter Denkmalschutz. Den Eingang des Gebäudes ziert eine leicht bekleidete Kriegerskulptur mit Schild und Speer. Im Innenhof begrüßen die Besucher*innen zwei lebensgroße Elefanten-Statuen. Kritiker*innen sagen, die Statuen verkörpern ein klischeehaftes Bild von wilden Tieren und vermeintlich genauso wilden Menschen. Das reduziere den Kontinent und sei rassistisch. Auch der Handel der Firma Woermann während der Zeit des europäischen Kolonialismus in Afrika wird kritisch bewertet: Der Sohn des Unternehmensgründers Adolph Woermann war ein großer Verfechter des deutschen Kolonialismus. Die Schiffe der Woermann-Linie transportierten nicht nur Waren aus den Kolonien nach Europa, sondern auch deutsche Schutztruppen, die im damaligen Deutsch-Südwestafrika für den Tod von bis zu 100.000 Menschen verantwortlich waren.
Infos: Große Reichenstraße 27, www.afrika-haus.de
B. Dar-Es-Salaam-Platz: Ein Fotospot zwischen Tradition und Moderne
Er gilt unter Reisenden als besonders beliebter Fotospot der Stadt: der Dar-Es-Salaam-Platz. Hier ist es lange sonnig und es gibt viele Sitzmöglichkeiten. An diesem Ort treffen die traditionellen Gebäude der Speicherstadt auf die Moderne der HafenCity - und das mit Blick auf die Elbe. Benannt wurde der Platz nach Hamburgs tansanischer Partnerstadt Dar-Es-Salaam. Die Städtepartnerschaft ist Symbol langjähriger Handelsbeziehungen mit dem Land am Pazifik. Wie Namibia war auch das heutige Tansania eine deutsche Kolonie. Im damaligen Deutsch-Ostafrika gingen deutsche Schutztruppen brutal gegen die tansanische Bevölkerung vor, um sie auszubeuten. Während des ersten Weltkrieges starben etwa eine Million Menschen in Ostafrika.
C. Greenpeace: Umweltschutz zum Mitmachen
Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Greenpeace in Deutschland für den Umweltschutz. Umwelt-Interessierte können die Arbeit der Organisation in der Hamburger HafenCity auch hautnah erleben. Die laufende Ausstellung der Greenpeace Deutschland-Zentrale soll dabei unterstützen, mehr über die Arbeit der Aktivist*innen oder aktuelle Kampagnen zu erfahren. Die NGO lädt ausdrücklich dazu ein, selbst aktiv zu werden: Neben eigenen Erfolgen und Aktionen, werden diverse Themen rund um den Umweltschutz aufbereitet. Nach dem Motto "Mitmachen und Entdecken" beschäftigen sich Besucher*innen mit den Inhalten und erfahren so mehr über die Hintergründe. Innerhalb verschiedener Themeninseln werden Problematiken in Bezug auf Meere, Energie, Klima oder Gentechnik vorgestellt und interaktiv aufbereitet.
Infos: Hongkongstraße 10, www.greenpeace.de/ausstellung
D. Die Hafenstraße: Von besetzten Häusern zum Wohnprojekt
Ein Wahrzeichen der anderen Art ist die Hafenstraße: Seit den 80er Jahren gilt sie als Schauplatz der Hausbesetzerszene in Hamburg. 1981 besetzten Studierende dort acht leerstehende Häuser, denen der Abriss bevorstand. Sie waren nicht allein – sechs Jahre später solidarisierten sich rund 12.000 Menschen mit ihnen und demonstrierten auf der Straße gegen den Abriss der Häuser. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstrierenden. Den Häusern drohte die Räumung, es wurden Barrikaden errichtet. 1987 kam es zu einer unerwarteten Lösung: Der damalige Bürgermeister Klaus von Dohnanyi versprach den Aktivist*innen eine vertragliche Lösung – im Gegenzug sollten die Barrikaden innerhalb von 24 Stunden abgebaut werden. Und dazu kam es: Die Bewohner*innen unterzeichneten zusammen mit der Stadt einen Pachtvertrag. 1995 verkaufte die Stadt die Häuser an die eigens gegründete Genossenschaft "Alternativen am Elbufer", heute werden sie als selbstverwaltetes Wohnprojekt in St. Pauli genutzt.
Infos: St. Pauli Hafenstraße, https://p-99.de/projekte/alternativen-am-elbufer-eg
E. FrauenFreiluftGalerie: Frische Luft und Frauenrechte
Die FrauenFreiluftGalerie existiert seit 1994 als bundesweit einzige Freiluft-Galerie zum Thema Frauenarbeit. Verschiedene Künstler*innen haben von Frauen ausgeübte Hafentätigkeiten entlang des Altonaer Ufers verewigt, um auf die unterschiedlichen Berufe der Hafenfrauen aufmerksam zu machen. Frauen wurden damals häufig von traditionellen Hafenarbeiten ausgeschlossen. Einige der Malereien zeigen putzende oder im Büro arbeitende Frauen, andere die typisch hanseatischen Kaffeeverleserinnen oder selbstständige Sexarbeiterinnen, die am Straßenstrich des Hafens Arbeit suchten. Insgesamt schmücken 14 Wandbilder über zwei Kilometer verteilt die Gebäude der Großen Elbstraße und laden zu einem gemütlichen, aber historischen Spaziergang entlang des Elbufers ein.
Infos: Große Elbstraße, www.frauenfreiluftgalerie.de
F. Spielbudenplatz: Queere Geschichte an der Reeperbahn
Einmal rechts abgebogen, führt der Weg die Davidstraße entlang bis zur Reeperbahn, auf deren rechter Seite sich der Spielbudenplatz befindet. Er steht symbolisch für den Kampf um Gleichberechtigung. Denn lange Zeit erfasste die Polizei homosexuelle Männer auf sogenannten "Rosa Listen", indem sie etwa Treffpunkte wie Parks und öffentliche Toiletten überwachte. Zu einem Wendepunkt kam es 1980: Nachdem bei der ersten Schwulen- und Lesbendemonstration Polizist*innen Teilnehmende fotografierten, wurden in der Nacht zum 1. Juli in acht öffentlichen Toiletten Einwegspiegel zerschlagen - auch am Spielbudenplatz. Hinter den Spiegeln verbargen sich Kabinen, in denen Polizist*innen das Geschehen in der Toilette beobachteten. Es stellte sich heraus, dass seit 1964 mindestens 1200 Personen wegen der Überwachung Hausverweise bekommen hatten. Nach diesem Skandal stellte die Polizei ihre Überwachung ein.
Infos: Spielbudenplatz, https://spielbudenplatz.eu
G. Fuck Yeah Sexshop: Ein Kollektiv räumt mit Klischees auf
Hamburg wird häufig mit dem Rotlichtviertel auf St. Pauli assoziiert. Wo sich Sexshop an Lustkino an Stripclub reiht, wird meist eine männlich geprägte Perspektive auf Lust dargestellt. Ganz anders im Gängeviertel: Seit 2018 gibt es dort das "Fuck Yeah Sexshop-Kollektiv" - den ersten feministischen Sexshop Hamburgs. Hier werden alle Spielarten einvernehmlichen Sexes respektiert und verstaubte Ansichten beiseite geräumt, so die Betreibenden. Sextoys werden nicht nach Geschlecht, sondern Funktion sortiert; feministische Literaturklassik steht neben Erotikmagazin und Menstruationscup neben Brustprothese. Mehrmals im Monat finden im Shop zudem Veranstaltungen und Workshops rund um Sex statt – Termine sind auf der Website des Kollektivs zu finden. Auch horizonterweiternde Souvenirs können bei Fuck Yeah eingekauft werden.
Infos: Caffamacherreihe 43, https://fuckyeah.shop
H. Café in guter Gesellschaft: Genuss mit gutem Gewissen
Das erste Zero-Waste Café Deutschlands: Die Inhaberinnen vom Café in guter Gesellschaft setzen mit der Philosophie ihres Cafés ein Zeichen gegen unnötigen Abfall und Verschwendung. "Wir vermeiden in unserem Café Müll soweit es geht – unsere Ware ist frisch, meist regional, teilweise biologisch und immer unverpackt. Dafür nutzen wir Mehrwegbehälter, Papier oder wiederverwendbare Verpackungen", schreiben Alana und Ina auf ihrer Webseite. Sie verwenden so viel wie möglich wieder, recyclen Papier-Abfälle oder verarbeiten abbaubaren Müll zu Dünger weiter. Das Café bietet auch Workshops zu Zero Waste an. Kursteilnehmer*innen lernen dabei, wie müllfreie Körperpflege, ressourcenschonendes Putzen oder Essen funktionieren kann.
Infos: Sternstraße 25, https://in-guter-gesellschaft.com
I. Die Rote Flora: Ein Ort des Protests Nur wenige hundert Meter weiter liegt die wohl bekannteste Straße der Schanze: Das Schulterblatt. Dort führt kein Weg an der Roten Flora vorbei. 1888 gebaut, war die Flora zunächst ein Café, später Theater, Kino und Heimwerkergeschäft. Ende der 80er-Jahre soll sie dann zur Bühne des Musicals "Phantom der Oper" werden. Eine Stadtteilinitiative protestiert gegen den Umbau des Gebäudes. Nach monatelangen Auseinandersetzungen wird die Rote Flora im November 1989 von Aktivist*innen für besetzt erklärt. Der Ort entwickelt sich zu einem autonomen Kulturzentrum, einem "beliebten politischen Störfaktor im Stadtteil und darüber hinaus", wie das Projekt heute auf seiner Homepage schreibt. 2001 nimmt die Geschichte eine neue Wendung: Der Senat verkauft das Gebäude an einen Kulturinvestor – und erwirbt es 2014 wieder zurück, als gegen den Investor ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet wird. Die Rote Flora ist bis heute besetzt und vor allem an Tagen wie dem 1. Mai oder den G20-Demonstrationen ein Zentrum des Protests.
Infos: Schulterblatt 71, www.rote-flora.de