Wenn es in den Nachrichten bei der Wettervorhersage heißt, dass die Null-Grad-Grenze in der Schweiz bei 4000 Metern liegt, bedeutet das nicht nur für Bergsteiger aufgeweichten Firn und butterweichen Schnee bei der Besteigung eines der höchsten Alpengipfel. Sondern auch einen rapiden Verlust an Masse für die Gletscher. Auf ihrem Weg in Richtung Tal nimmt deren Eisfracht bei den auch nachts immer wärmeren Temperaturen rapide ab.
Wie es um die Gletscherwelt momentan in den Bergen bestellt ist, zeigt ein einzigartiger Bildband mit dem schlichten Titel "Alpeneis - Gletscher und Permafrost im Klimawandel", der im Rother Bergverlag erschien ist. Über Jahre hat der Geologe und Fotograf Bernhard Edmaier aus dem Hubschrauber die schnee- und eisbedeckten Regionen der Alpen mit seinen Hasselblatt-Kameras festgehalten.
Die Gletschermassen schrumpfen
Durch diesen Perspektivwechsel erhalten wir einen neuen Blick auf die sich verändernden Eisformationen. Zunächst zeigt Edmaier die ästhetische Seite, macht die Strukturen der sich in Zeitlupe bewegenden Eismassen sichtbar, die kraftvolle Dynamik des Gletscherflusses, die Farben von Firn, Schnee und Eis bis hin zu dem Türkis neuentstandener Gletscherseen.
Mit dieser optischen Liebeserklärung macht er uns bewusst, welcher Verlust an Vielfalt durch das Abschmelzen und Verschwinden der Gletscher auf uns zukommt. Übrig bleiben Brachflächen, vegetationslose Moränenzüge und wüstenähnliche Geröllhänge.
Destabilisierung durch weniger Permafrost
Doch unter der Oberfläche macht Edmaier ein weiteres Phänomen sichtbar, das ebenso gravierend ist: Er visualisiert das Schwinden des Permafrostes, der sich im Sommer immer weiter nach oben verlagernden Null-Grad-Isotherme. Denn der permanente Bodenfrost gilt als kalter Kitt für Fels und Eis. Diese stabilisierende Wirkung entfällt zunehmend und beschleunigt Steinlawinen und ein Abrutschen von Hängegletschern wie die Katastrophe Anfang Juli an der Marmolata in den Dolomiten .

Die Lektüre von "Alpeneis" hat leider auch etwas Erschreckendes, denn in diesem Jahr hat die Gletscherschmelze nach dem schneearmen Winter und den langen, heißen Sommerwochen noch einmal extrem zugelegt.
Lesen Sie auch:
- In 80 Jahren fast eisfrei: Neues Computer-Modell sagt verheerende Zukunft für Alpengletscher voraus
*Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links zu Produkten in Online-Shops. Klickt ein Nutzer darauf und kauft etwas, erhält der Verlag eine Provision vom Händler, nicht vom Hersteller. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.