Follow Me Adiós, Air Berlin: Warum die Airline nicht mehr nach Mallorca fliegt

Über Jahre kamen Touristen mit Air Berlin nach Mallorca. Damit wird Ende März 2017 Schluss sein. Nicht nur Palma wird vom Flugplan gestrichen. Weitere Ferienziele rund ums Mittelmeer sind betroffen. Doch eine andere Airline springt ein.

Air Berlin hat diese Tage das Tafelsilber des Unternehmens verkaufen müssen – mal wieder. Die Flugzeuge sind längst nicht mehr Eigentum der Airline, sondern werden nur noch geleast. Das Vielfliegerprogramm Topbonus wurde vor vier Jahren an den Großaktionär Etihad verkauft , um frisches Geld in die Kasse zu spülen. Nun hat die arabische Airline die Berliner Anteile an der Fluglinie Niki übernommen.

Dafür soll die angeschlagene Air Berlin 300 Millionen Euro erhalten – dringend benötigtes Kapital. Denn die "zweitgrößte deutsche Fluglinie", wie sie sich in Pressmitteilungen selber nennt, hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen Nettoverlust von 317 Millionen Euro eingeflogen. Selbst in den Sommermonaten konnte die Airline keine Gewinne verbuchen.

Abu Dhabi zahlt die Zeche

Der Bankrott scheint vorerst abgewendet worden zu sein. Denn bekanntlich beschert das vierte Quartal und besonders das an Urlaubsreisen arme erste Quartal eines neues Jahres jeder Airline nur geringe Erlöse. Doch zu welchem Preis wurde Air Berlin gerettet? Etihad zahlt für die Anteile an der österreichischen Fluggesellschaft einen astronomischen Preis: mehr als das Vierfache des geschätzten Börsenwertes für die gesamte Air Berlin, der zur Zeit bei knapp 70 Millionen Euro liegt.

Doch der Deal ist Teil der Neuausrichtung von Air Berlin, die einen Teil ihrer Flotte abgeben wird, um zusammen mit dem Ferienflieger Tuifly unter der Dachmarke Niki und Führung von Etihad in Wien einen Ferienflieger mit rund 60 Flugzeugen zum nächsten Sommerflugplan an den Start bringen möchte. Bei der Ankündigung hieß es, dass Niki zukünftig Direktflüge zu den Hauptzielen im europäischen Tourismusmarkt fliegen soll.

Mit anderen Worten: Auch der Preis, den Air Berlin und seine Mitarbeiter zahlen, ist hoch. Denn bald werden die rot-weißen Flieger nicht mehr in Palma landen, dem nach Berlin-Tegel und Düsseldorf wichtigsten Flughafen der Airline. 38 Jahre nach dem Erstflug einer Air-Berlin-Maschine von Berlin nach Palma wird sich die Fluggesellschaft aus Mallorca verabschieden.

Air Berlin: Nicht nur Palma wird gestrichen

Am Flughafen Palma unterhielt Air Berlin außerdem über viele Jahre ein Drehkreuz und war von dort weiter zu einem Dutzend Zielen auf dem spanischen Festland und nach Portugal weitergeflogen – damals eine heftige Konkurrenz für Iberia und Spanair, ehe Ryanair zur Nummer eins im innerspanischen Luftverkehr aufstieg.

Doch nicht nur die Mallorca-Flüge und damit einer der Markenkerne von Air Berlin sind betroffen. Der Plan sieht ab dem Sommerflugplan Folgendes vor: "Ab dem 26.März 2017 wird Air Berlin Slots in Südeuropa (mit Ausnahme von Italien), Nordafrika, der Türkei, auf den Kanarischen Inseln, Madeira und die Azoren auf Niki übertragen", sagte eine Pressesprecherin zum stern.

Auf Nachfrage haben wir erfahren, dass alle größeren Air Berlin Flugzeuge vom Typ Airbus A321 "zukünftig von Niki operiert werden. Im Gegenzug wird Air Berlin die Airbus A319 und A320 Flugzeuge übernehmen", die aktuell noch zur Flotte von Niki gehören.

Was bedeutet der Tausch für Passagiere?

Derweil gibt sich die Airline bedeckt und plant „eine Bekanntgabe des neuen Flugnetzes noch in diesem Monat. Der aktuelle Winterflugplan und gebuchte Tickets bleiben gültig", so eine Sprecherin. Doch zukünftig werden die Niki-Flüge unter deren Kürzel HG und nicht mit AB-Flugnummern durchgeführt werden.

Im nächsten Jahr möchte sich Air Berlin ganz auf die "Restrukturierungspläne" konzentrieren. In einer E-Mail an die Vielflieger vom 5. Dezember heißt es: "Dazu gehört ein deutlich verbessertes Angebot mit mehr Zielen und Flügen in die USA. Um die neue Air Berlin als erste Wahl für Flüge in die USA zu etablieren, werden die Kapazitäten an bestimmten Flughäfen innerhalb Deutschlands und Europas ergänzt."

Vorerst muss eine weitere Hürde genommen werden: Der Verkauf der Niki-Anteile an Etihad muss durch die Wettbewerbsbehörden erst noch genehmigt werden.

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