Die Boeing 707 war ein Meilenstein in der Zivilluftfahrt: Das elegante Flugzeug mit seinen vier Strahltriebwerken löste die Propellerflugzeuge ab. Der viel höher und schneller fliegende Jet sorgte 1960 für ein nie dagewesenes Maß an Komfort. Statt der 16 Stunden mit der Lockheed L-1649A "Super Star" von Frankfurt nach New York benötigte die Boeing nur die Hälfte an Flugzeit – gut acht Stunden. Außerdem entfiel eine Zwischenlandung zum Auftanken.
Bereits kurz nach ihrer Neugründung bestellte die Lufthansa 1957 den neuen Langstreckenjet bei Boeing in Seattle. Ab 1960 waren verschiedene Versionen bis 1977 fester Bestandteil der Langstreckenflotte. Dazu gehörten auch fünf Exemplare der Boeing 707-430. Das letzte verbliebene Exemplar, die mit der Kennung versehene D-ABOD mit dem Taufnamen "Frankfurt", ging nach 15 Dienstjahren zur Lufthansa Basis nach Hamburg, wo der Jet angehenden Flugzeug-Technikern als Ausbildungsobjekt diente. Ab 1999 gehörte die Maschine dem Hamburg Airports.
Doch jetzt sind die letzten Tage der Boeing gezählt: "Die Corona-bedingt wirtschaftlich schwierige Situation zwingt Hamburgs Flughafen, Kosten und Strukturen anzupassen – dabei musste auch der Unterhaltungsaufwand für das historische Langstreckenflugzeug auf den Prüfstand gestellt werden", heißt es in einer Pressemitteilung.
Versteigerung von Erinnerungsstücken
Mehrere Versuche des Flughafens, das historische Flugzeug als Ausstellungsstück zu erhalten oder zu verkaufen, seien leider gescheitert. "Der Hamburg Airport hat sich daher entschlossen, die Maschine zu verwerten", so die offizielle Formulierung, die nichts anderes als die Verschrottung ankündigt.
Doch zuvor werden einzelne Teile aus Cockpit, Kabine sowie Klappen an den Tragflächen demontiert und für Luftfahrtfans online über das Hamburger Auktionshaus Dechow versteigert. Einen genauen Termin gibt es dafür noch nicht. Auf Anfrage des stern beginnt der Ausbau der Aviatik-Memorabilien und das Recycling verwertbarer Materialien wie Aluminium im Frühjahr.

In den vergangenen Jahren erhielt die Boeing wechselnde Kennungen – zuletzt D-ABOB – und Lackierungen. Insbesondere war der Oldtimer bei Filmproduktionen beliebt. Zu sehen war der Jet unter anderem in der ZDF-Produktion "Deutschlandspiel" (2002), der Filmkomödie "Kick it like Beckham" (2001), im Spielfilm "Im Schatten der Macht" (2003) und zuletzt in "Rocca verändert die Welt" (2018). Dafür wurde der Rumpf mit Folien zu einem Jet der fiktiven Fluglinie Globe Airways überklebt.
Das Schicksal der Hamburger Boeing 707 ist besiegelt. Ähnliches droht auch einer weiteren Boeing in den Farben der Lufthansa, die seit Jahren am Rand des jetzt geschlossenen Flughafens Tegel in Berlin ihr Dasein fristet. Die Maschine in einem sehr desolaten Zustand war allerdings nie im Besitz der Lufthansa, sondern flog einst für die israelischen Airline El Al.
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