STERN-SERIE TEIL 2 Fernreisen - Ganz weit weg

Wer möchte nicht in der Karibik die Seele für ein paar Wochen baumeln lassen? Im zweiten Teil der stern-Serie geht es um die Faszination Fernreise.

Wer möchte nicht in der Karibik die Seele für ein paar Wochen baumeln lassen? Im zweiten Teil der stern-Serie geht es um die Faszination Fernreise. Es gibt sie nämlich noch, die Insel der Seeligen. Wir stellen zehn Ziele für eine Traumreise vor, die garantiert das Fernweh bekämpft:

Karibik - Alles an Bord

Vietnam - Drache aus Stein

Peru - Wallfahrt in die Wolken

Neuseeland - Magical Mystery Tour

Kambodscha - Auferstanden in Ruinen

Kanada - Natürliche Fototapete

Namibia - Die Lehmpfanne

Tansania - Tierisch viel zu sehen

West-Samoa - Robinson-Club ohne Animateure

Karibik - Alles an Bord

Manchen packt beim bloßen Gedanken an Kreuzfahrten der Horror. Andere sparen verbissen, um einmal im Leben aufs Traumschiff zu gehen. Rund um die Uhr verwöhnt, gemästet, unterhalten zu werden. Wenn schon, dann sollte es aber kein popeliger Russen-Dampfer, sondern gleich die Königsklasse sein. Dickschiffe vom Schlage »Explorer of the Seas«, länger als der längste Flugzeugträger, hoch wie ein Wolkenkratzer, beherbergen 3500 Passagiere. Parole: Fun, Fun, Fun. Mit Champagner und Entenleber, Luxusboutiquen und Spielcasinos, Steelbands, Wellnessbereichen, isothermischer Superentgiftung und Ganzbeinenthaarung. Und kreuzen soll der Pott bitte sehr nicht im schnöden Mittelmeer. Sondern in der Karibik, mindestens, gern auch im Stillen oder Indischen Ozean. Und dass am Ende der Fahrt so etwas Spießerhaftes aufgetragen wird wie Eisbombe à la ZDF, verbitten wir uns schwer!

Vietnam - Drache aus Stein

Wer glaubt, das Wunder der thailändischen Phang-Nga-Bucht mit ihren steilen Kalksteinfelsen sei einzigartig, der irrt. Noch aufregender ist ein Ausläufer dieser geologischen Formation in Vietnam. Die 434 Quadratkilometer große Bucht von Ha Long (»Absteigender Drache«) bei Haiphong ist voll von dramatischen Steinmonumenten und zwielichtigen Grottenhöhlen. 2000 oder 3000 Inseln sollen es sein, die sich bis zur chinesischen Grenze erstrecken. Ha Long ist ein Magnet für einheimische und ausländische Touristen, doch auf den zumeist unbewohnten Inseln finden sich ungezählte einsame Strandperlen. Einfache Unterkunft: Anh Tuan Hotel auf der Insel Cat Ba, gegenüber dem Anleger der Fähre nach Haiphong.

Peru - Wallfahrt in die Wolken

Über die peruanische Inka-Festung Machu Picchu gibt es wunderbare Bildbände. Doch nichts ersetzt das Erlebnis, selbst durch ihre Ruinen und Mauern zu wandern. Vieles an der »Stadt in den Wolken«, eingebettet in ein grandioses Bergpanorama, ist bis heute mysteriös. Was wollten die Konstrukteure in 2360 Meter Höhe? Den Göttern näher sein? Den Feinden ferner? Klar ist nicht einmal, wann sie errichtet wurde. Im 1. Jahrhundert v. Chr.? Im 15. Jahrhundert n. Chr.? Weshalb wurde sie Ende des 17. Jahrhunderts verlassen und nie wieder bezogen? Die spanischen Eroberer haben Machu Picchu nicht gefunden. Bis zu seiner Entdeckung durch den amerikanischen Historiker Hiram Bingham im Jahre 1911 war das Juwel in den peruanischen Anden aus dem Weltgedächtnis getilgt. Heute gehört die Stadt der Tempel zu den kulturellen Höhepunkten Lateinamerikas. Schon die Bahnfahrt von der alten, 120 Kilometer entfernten Stadt Cuzco über Holzbrücken und durch Tunnel ist ein Erlebnis. Puristen erwandern sich Machu Picchu auf dem »Camino del Inca«, eine dreitägige Wallfahrt für Willens- und Kniestarke.

Neuseeland - Magical Mystery Tour

Atemberaubend schön» fand der Zwerg Gimli (alias John Rhys-Davies) Neuseeland, als er bei den Dreh arbeiten zu «Der Herr der Ringe» ebendort weilte. Dem Urteil werden sich «Mittelerde»-Fans anschließen, die jetzt zu den Drehorten down under pilgern. Einer liegt in Queenstown auf der Südinsel, Ausgangspunkt zum mythisch-majestätischen Milford Sound. Durch die alpine Welt des Fjordes, der Felswände und Seen (Spitze: der schneebedeckte Mitre Peak) führt die 116 Kilometer lange Milford Road, eine wahre Traumstraße. Irgendwann sollte man das Auto stehen lassen und eine Bootstour auf dem Fjord machen, vorbei an gigantischen Wasserfällen - orginal Tolkien-Feeling garantiert.

Kambodscha - Auferstanden in Ruinen

Beeilung tut Not, um das Weltwunder Angkor noch halbwegs ungestört zu genießen. Die Ruinenstadt am Tonle-Sap-See hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Für dieses Jahr werden eine Million Besucher erwartet. Wenig erstaunlich, denn das weitläufige Ensemble von aufs Wunderbarste verfallenen Tempel- und Wohnanlagen aus der Blütezeit der Khmer-Herrschaft zwischen 9. und 13. Jahrhundert war jahrzehntelang wegen Krieg und Chaos für Ausländer tabu. Inzwischen sind die Türme, Quergänge und Galerien mit ihren unfassbar filigranen Reliefs, die Historie erzählen, für jedermann frei, der 20 Dollar Eintritt zahlt. Neben Pagan in Birma ist das kambodschanische Angkor der imposanteste Sakralkomplex Südostasiens. Während der Besichtigung (mindestens drei Tage) sollte man sich eine stilgerechte Herberge leisten. Etwa das prachtvoll-koloniale, von den Franzosen erbaute Grand Hotel D?Angkor (am günstigsten über Reiseveranstalter).

Kanada - Natürliche Fototapete

Bee-Cee» ist für Nordamerika-Kenner das Kürzel für Freiheit & Abenteuer, Weite & Wildheit, Seen-Berge-Wälder satt. Die südwestkanadische Provinz British Columbia bietet allen, die im Urlaub am liebsten vor der Tür bleiben, einfach alles. Dazu die aprilfrische Metropole Vancouver, in der sich ausnahmsweise gelungenes Multikulti studieren lässt. B.C.-Entdecker übernachten am besten überall dort, wo es gerade am schönsten ist, nämlich in ihrem Motorhome (buchbar z.B. bei www.highcountry.com. Pauschalreisen z.B. beim ADAC, Katalog «Amerika Kanada Mexiko»).

Namibia - Die Lehmpfanne

Sossuvlei in Namibia, das ist kein Ort, sondern ein Wunder der Naturästhetik. Die riesigen Lehmpfannen in der Namib-Wüste ziehen mit ihren bis zu 350 Meter hohen Sterndünen Fotografen aus der ganzen Welt an. Wie Chamäleons wechseln die Sandgebirge alle paar Stunden ihre Tönung, von Gelb über Ocker bis Rosa. Davor Springböcke im Schatten von Akazien und über allem trockener Gluthauch. Wenn der ins Sossusvlei mündende Tsauchab-Fluss reichlich Wasser führt, kann man die Dünenkämme hinunterkullern und unten ein Bad nehmen. Von Windhoek oder Swakopmund, den beiden größeren Städten Namibias, fliegen kleine Maschinen in einer Stunde nach Sossusvlei.

Tansania - Tierisch viel zu sehen

Der Tier-Professor Bernhard Grzimek machte ihn mit seinen beliebten Fernsehsendungen unsterblich, den Nationalpark Serengeti in Nordwest-Tansania. Er ist - Hatari! - Heimat der stolzen, hoch gewachsenen Massai, bei uns bekannt dank Leni Riefenstahl. In der Savannenlandschaft, groß wie Schleswig-Holstein, findet sich vom Aasgeier bis zum Zebra jedwedes Getier, das Safari-Fans erwarten. Man wohnt in urigen Camps oder Luxus-Lodges mit Satelliten-TV. Millionen von Großtieren und 500 Vogelspezies sind zu besichtigen. Und doch trifft man immer wieder Turbotouristen, die es schaffen, sogar in der Serengeti so gut wie nichts zu blicken. Um eines der faszinierendsten Ökosysteme der Erde mit seinen Büffeln, Giraffen, Löwen, Gnus oder Gazellen richtig genießen zu können, muss man mindestens fünf Tage einplanen. Sonst hat man nichts davon. Apropos öko: Fahren Sie guten Gewissens in die Serengeti. Ohne den lukrativen Tourismus wäre der Park längst von Wildererbanden leergeballert.

China - Alles ist im Fluss

Die drei fantastischen Schluchten des Jangtse-Flusses (am schönsten: die enge, brodelnde »Blasebalg-Schlucht«) zwischen den chinesischen Städten Chongqing und Yichang sind leider Auslaufmodelle. Viel bestaunt wegen der steilen Karstkegel, die eine märchenhafte Atmosphäre schaffen, sollen sie ab Frühjahr 2003 in einem Riesenstausee aufgehen. Bis dahin kann man noch auf beeindruckenden Bootstouren den Zauber eines alten, exotischen Chinas spüren, das immer mehr zubetoniert wird. Wer diese typische mystische Stimmung im Morgennebel auf dem ruhigen Fluss noch einmal erleben will, sollte sich also beeilen.

West-Samoa - Robinson-Club ohne Animateure

Robert Louis Stevenson verbrachte die letzten Jahre auf Samoa. Sein Grab liegt auf einem Hügel nahe der Hauptstadt Apia. Der Schöpfer der »Schatzinsel« hatte sich in eine der schönsten Südseeinseln verliebt, die bis heute viel Authentizität bewahrt hat. Die Dörfler leben in luftigen, nach allen Seiten offenen »Fales« und beerdigen ihre Lieben gern im Vorgarten. Die Dorfhäuptlinge sind auch Richter, sogar bei Kapitaldelikten. Und wenn in Apia die Männer von der Police and Prison Band aufspielen, tun sie es in - Röcken. Auf Upolu, der größeren der beiden West-Samoa-Inseln, findet sich von polynesischen Schönheiten bis zu kühlen Wasserfällen exakt jener Stoff, der seinerzeit die »Bounty«-Crew in die Meuterei trieb. Der »Return to Paradise«-Strand (benannt nach dem hier 1951 gedrehten gleichnamigen Film) zählt zu den traumhaftesten der Welt, doch weit und breit gibt?s kein Hotel. Die Anwohner mögen keinen Massentourismus. Übernachten kann man in einem Fale am Strand, das aber außer dem Dach rein gar nichts enthält. Ja, so muss ein Robinson Club beschaffen sein.

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