Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher hat mit einem unwiderstehlichen Alleingang beim Großen Preis von Europa die Kräfteverhältnisse wieder klargestellt und rast unaufhaltsam seinem siebten Titel entgegen. Eine Woche nach dem spektakulären Crash im Tunnel von Monte Carlo deklassierte der Ferrari-Pilot am Pfingstsonntag bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring die chancenlose Konkurrenz und sicherte sich in eindrucksvoller Manier den sechsten Sieg im siebten Saisonrennen.
Bei seinem 76. Grand-Prix-Erfolg im 202. Rennen konnte lediglich sein Teamkollege Rubens Barrichello mithalten. Der Brasilianer machte mit seinem zweiten Platz den vierten Doppelerfolg der Saison für Ferrari nach den Rennen in Australien, Bahrain und Spanien perfekt. Dritter wurde BAR-Honda-Pilot Jenson Button vor Moncao-Sieger Jarno Trulli im Renault. Der Mönchengladbacher Nick Heidfeld belegte im Jordan-Ford Platz zehn.
Für Schumachers Bruder und Vorjahressieger Ralf Schumacher endete der Grand Prix unweit der Heimatstadt Kerpen schon in der ersten Kurve. Der Williams-BMW-Pilot kollidierte nur wenige Sekunden nach dem Start ausgerechnet mit seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya und wurde von dem Kolumbianer in den Kies gedrängt. Auch Toyota-Fahrer Cristiano da Matta wurde Opfer von Montoyas unbedachter Aktion und musste seinen Wagen abstellen. Montoya wurde am Ende Achter.
Der Kolumbianer war schon einen Woche zuvor in Monaco auf Michael Schumachers Ferrari aufgefahren und hatte den Champion aus dem Rennen geworfen. Ralf Schumacher gab sich trotz seiner kurzen Dienstfahrt auf dem Nürburgring moderat gegenüber seinem Kollegen: "Juan ist immer sehr aggressiv und nah am Limit. Er hat sich verschätzt. Ihm ist die Straße ausgegangen, aber es war sicherlich keine Absicht", sagte er.
Debakel für McLaren-Mercedes
Für McLaren-Mercedes endete das Wochenende wieder einmal mit einem Debakel. Ausgerechnet 70 Jahre nach der Begründung des Silberpfeil- Mythos in der Eifel schieden Kimi Räikkönen und David Coulthard mit Motorplatzern aus und verlängerten damit die Pannen-Serie der "Silbernen". Zum fünften Mal musste der finnische Vizeweltmeister Räikkönen sein Dienstfahrzeug wegen Motorschadens oder technischen Defekten abstellen. Coulthard war schon in Bahrain wegen technischer Problemen zur Aufgabe gezwungen. Vor allem für Räikkönen war das Aus bitter, da er am Samstag mit Rang vier die beste Startplatzierung in dieser Saison erkämpft hatte. In der achten Runde durfte er sogar für einen Durchgang das Feld anführen.
Michael Schumacher ließ sich von den Geschehnissen hinter ihm nicht beeindrucken. Sein vierter Sieg auf der Traditionsstrecke in der Eifel nach 1995, 2000 und 2001 war nie gefährdet. Nach 60 Runden (308,863 km) auf dem 5,148 km langen Kurs gewann der sechsmalige Weltmeister in 1:32:35,101 Stunden. Barrichello wies einen Rückstand von 22,5 Sekunden. In der WM-Wertung liegt Schumacher mit 60 Punkten vor Barrichello (46) und Button (38). Bei den Konstrukteuren ist Ferrari mit 106 Zählern ebenfalls weit vorn.
Unangefochtener Sieg
Michael Schumacher, der am Samstag die 60. Pole Position seiner Karriere erobert hatte, erwischte einen perfekten Start. Ohne Mühe fuhr er schnell einen Vorsprung heraus. Bis zu seinem ersten Boxenstopp in der achten Runde hatte er schon 18 Sekunden zwischen sich und die Verfolger gelegt. Nach dem Stopp fiel er auf Platz sieben zurück. Nachdem alle vor ihm fahrenden Piloten ebenfalls an die Box gefahren waren, lag er wieder an der Spitze.
Sein Teamkollege Barrichello musste sich indes lange Zeit den Angriffen des BAR-Honda-Piloten Takuma Sato erwehren. 13 Runden vor dem Ende überholte Sato den Brasilianer, beschädigte dabei aber den Frontflügel seines Wagens. Wenig später schied der Japaner mit Motorschaden aus.