Topspeed und Raketenangriffe Horror-Crash: Das unglaubliche Glück von Mick Schumacher und die Zweifel an der Rennstrecke in Saudi-Arabien

Stewarts reinigen die Strecke, während das abgerissene Heck von Mick Schumachers Dienstwagen auf den Abtransport wartet
Schock in der Abendstunde: Stewarts reinigen die Strecke, während das abgerissene Heck von Mick Schumachers Dienstwagen auf den Abtransport wartet.
© Clive Mason / Getty Images
Ist die Rennstrecke in Saudi-Arabien zu gefährlich? Ja, sagen die Fahrer. Der schwere Unfall von Mick Schumacher im Qualifying hat die Sicherheitsdebatte in Dschidda angefeuert. Auch dass Huthi-Rebellen Raketen auf die Stadt feuern, ist ein Thema.

Der Crash ereignete sich vollkommen unvermittelt. Mitten in seiner schnellen Runde im zweiten Qualifying-Abschnitt bekam Mick Schumacher die Kurve elf nicht richtig, raste über die Kerbs und verlor die Bodenhaftung – bei 254 Stundenkilometern. Es waren schockierende Bilder, die einem den Atem stocken ließen. Zum Glück für den 23-Jährigen drehte sich das Haas-Auto und schlug seitwärts gegen die Betonmauer und nicht frontal. Weil es sich in Dschidda um einen engen Stadtkurs handelt, fehlen die Auslaufflächen, die Piste ist an beiden Seiten eng begrenzt.

"Es ist brutal hier. Wahnsinn. Ich habe Puls 200 durchgängig. Das ist einfach nur unfassbar schnell. Du bist einfach nur in einem Betontunnel, und alles fliegt an einem vorbei", sagte Nico Hülkenberg, der als Ersatzfahrer für Sebastian Vettel bei Aston Martin im Einsatz war.

Mick Schumacher: Erlösende Nachricht aus dem Krankenwagen

Eine quälende Zeit lang war nicht klar, ob und wie Mick Schumacher den Unfall überstanden hatte. Die TV-Regie zeigte zunächst keine Wiederholung des Crashes. Die Kameras übertrugen nur Bilder aus weiter Entfernung, so dass man keine Details erkannte. Das einzige, was man sah: Schumachers Auto war vollkommen zerstört und teilweise auseinander gerissen. Schlimmer wurde das bange Warten auf Informationen dadurch, dass das Haas-Team den Funkkontakt verloren hatte. Oft ist es nach Unfällen so, dass sich Piloten am Funk melden und eine erste Entwarnung geben, dass sie zumindest bei Bewusstsein sind. So war nur Schweigen.

Schließlich kam die erlösende Nachricht aus dem Krankenwagen: Schumacher war bei Bewusstsein und wurde ins Medical Center gefahren. Die erste Untersuchung ergab keine äußerlichen Verletzungen, es gehe ihm so weit gut, hieß es. Schumacher habe schon mit Mutter Corinna telefoniert, berichtete Haas-Team-Chef Günther Steiner. Danach wurde er mit dem Hubschrauber zu weiteren Tests in eine Klinik geflogen. Schon am späten Samstagabend ließen ihn die Ärzte wieder gehen. "Ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht", schrieb der 23-Jährige später zu einem Selfie aus dem Hotelzimmer, dass er auf Instagram veröffentlichte.

Dennoch wird Schumacher das zweite Rennen der Saison verpassen. Sein Team meldete ihn ab, was ziemlich vernünftig scheint. Trotz der großen Sicherheit und des lebensrettenden Monocoques dürfte ein Crash bei Tempo 260 Stundenkilometer auch an einem Formel-1-Piloten nicht spurlos vorübergehen. Teamkollege Kevin Magnussen wird am Sonntagabend allein auf Punktejagd gehen. Das Rennen startet um 19 Uhr MESZ.

Piloten wollen weiter über Dschidda reden

Schnell entbrannte nach dem Unfall eine Debatte um die Sicherheit des Kurses. Die Veranstalter und der Motorsport-Weltverband Fia müssen sich erneut die Frage stellen lassen, ob der schnellste Stadtkurs der Formel 1 nicht schlicht zu gefährlich ist. Schon bei der Premiere vor vier Monaten hatte Fahrersprecher George Russell gesagt, dem Kurs mangele es an Sicherheit. Mit 254 Stundenkilometern im Schnitt jagte die Formel 1 damals um die Strecke. Gleichzeitig sind die hohen Streckenbegrenzungen, denen Schumacher zum Opfer fiel, vielen ein Dorn im Auge. Zusätzlich angeheizt wird die Debatte durch Raketen-Attacken. Huthi-Rebellen hatten am Freitag eine Öl-Anlage des Formel-1-Spnsors Aramco in der Nähe beschossen.  

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Mehr als vier Stunden berieten die Fahrer, ob sie überhaupt zu Qualifikation und Rennen antreten. Dann ließen sie sich von weiteren Sicherheitsgarantien der Behörden überzeugen. Doch damit ist das Thema nicht erledigt.

Die Fahrer signalisierten weiteren Redebedarf nach dem Grand Prix. "Was in diesen 24 Stunden passiert ist, ist definitiv Grund für Diskussionen und Überlegungen, die wir mit Blick auf die Zukunft anstellen müssen", sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Superstar Lewis Hamilton bekannte: "Ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin."

Mit DPA

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