BUNDESLIGA Bayern plant die Quadratur des Titels

Der Münchner Rathaus-Balkon ist für eine spontane Titelfeier reserviert, das Bayerische Fernsehen hat gleich zwei Sondersendungen eingeplant - die Bayern stehen parat für den Gewinn der vierten Meisterschaft in Folge.

Der Münchner Rathaus-Balkon ist für eine spontane Titelfeier reserviert, das Bayerische Fernsehen hat gleich zwei Sondersendungen eingeplant - beim »Last-Minute-Spezialisten« FC Bayern München stehen bis auf Stefan Effenberg alle parat für den Gewinn der vierten Meisterschaft in Folge. Der Kapitän sorgte am Freitag für einen spektakulären Paukenschlag: Effenberg spielt beim großen Bundesliga-Finale am Samstag gegen Hansa Rostock nicht mit - eine Verletzung verhindert sein Abschiedsspiel im Bayern-Trikot.

Aus für Effenberg

»Schade für ihn«, sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer am Rande des DFB-Bundestages in Frankfurt, »er hätte einen schönen Abschluss verdient und auch bekommen. Wenn er nicht spielen kann, gehen wir morgen Abend eben einen trinken.« Mannschaftsarzt Hans- Wilhelm-Müller-Wohlfahrt hatte kurz vor 12.00 Uhr mittags das offizielle Bulletin geliefert: »Stefan hat eine akute Sehnenscheiden- Entzündung am linken äußeren Sprunggelenk. Ich muss ihm aus ärztlicher Sicht sowohl Training als auch Spiel untersagen«, teilte der Bayern-»Doc« mit. Die Verletzung hatte sich Effenberg am Donnerstag bei einem Trainings-Zweikampf zugezogen.

»Ich denke nicht an mich«

Als die Teamkollegen am Freitagnachmittag zum Abschlusstraining mit dem Mannschaftsbus das Vereinsgelände erreichten, absolvierte Effenberg gerade seine letzte Pressekonferenz an der Säbener Straße. »Natürlich hätte ich liebend gerne noch einmal gespielt. Aber der Schmerz ist zu groß«, berichtete der 33-Jährige. Egoismus sei fehl am Platz: »Ich denke nicht an mich. Dafür steht für den Verein und die Mannschaft zu viel auf dem Spiel. Es geht um die Meisterschaft.«

»Ich war sehr enttäuscht, als die Diagnose kam«, sagte Ottmar Hitzfeld vor dem Abschlusstraining und wies vehement Fragen zurück, ob es es sich um eine »Alibi-Verletzung« handeln könnte. »Nein, es ist eine klare Diagnose unseres Arztes«, so der Coach: »Stefan könnte auch nicht spielen, wenn es ein Champions-League-Finale wäre.«

Nur der Titel zählt

Nach zwei Spielen Denkpause wegen seiner umstrittenen Aussagen über Arbeitslose hatte Hitzfeld seinen Kapitän extra für das Saisonfinale begnadigt, um Effenberg einen »würdigen Abschied« nach vier erfolgreichen Jahren beim FC Bayern zu gönnen. Eomotionslos reagierten die Mitspieler: »Der Ausfall von Effenberg darf uns nicht interessieren. Wir müssen das Spiel gewinnen«, rückte Nationalspieler Jens Jeremies die Prioritäten zurecht. Motto: Nur der Titel zählt!

Stefan Effenberg soll vor 63 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion vor Spielbeginn von der Vereinsführung um Präsident Beckenbauer offiziell verabschiedet werden. Danach soll er von der Bayern-Bank aus die 90 entscheidenden Minuten im Titel-Dreikampf verfolgen. »Er kann uns während des Spiels die Daumen drücken, damit er eventuell die Schale in Empfang nehmen kann«, sagte Hitzfeld. Effenberg zog bereits vorab eine »wunderbare« Bilanz: »Die Mannschaft und ich persönlich haben hier in vier Jahren etwas geschaffen, was sehr schwer zu toppen sein wird. Das Größte war der Champions-League- Sieg. Das steht über allen Dingen.«

»Es gibt keinen unverdienten Meister«

Mit einem frühen Tor wollen die in Lauerstellung liegenden Bayern die vor ihnen platzierten Konkurrenten Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen schocken. »Das würde den Druck auf die beiden erhöhen«, weiß Hitzfeld aus Erfahrung. Nach dem Abpfiff um 17.15 Uhr soll dann wie in den vergangenen drei Jahren der Weltpokalsieger wieder ganz oben stehen. Dann würde eine turbulente Saison mit nur wenigen Höhen und vielen Tiefen doch noch mit einem Titelgewinn enden. Für »Effe« wären die Bayern kein Dusel-Meister: »Es gibt keinen unverdienten Meister«, meinte der Kapitän.

Wenn es beim Endspurt doch nicht mehr zum Titelgewinn reichen sollte, wollen sich die Bayern wenigstens noch vom dritten auf den zweiten Rang verbessern. Aus zwei Gründen: Erstens wären sie dann sicher für die Champions League qualifiziert, zweitens würden sie mindestens 9,04 Millionen Euro an UEFA-Geldern aus dem Markt-Pool erhalten. Der Tabellendritte bekommt nur 5,17 Millionen und muss in die Champions-League-Qualifikation. Als »Last-Minute-Meister« gäbe es sogar den Hauptgewinn von 11,62 Millionen Euro zu feiern

Von Klaus Bergmann und Kathrin Zeilmann (dpa)

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